Für Raketenangriffe: USA wollen Ukraine Geheimdienstinfos liefern

FILE PHOTO: Ukrainian servicemen fire a Grad MLRS towards Russian troops near the frontline town of Pokrovsk
Die US-Regierung zieht laut Bericht auch die Lieferung leistungsstarker Langstreckenwaffen an die Ukraine in Betracht.

Zusammenfassung

  • Die USA erwägen laut Medienbericht, der Ukraine Geheimdienstinformationen für Angriffe auf russische Energieinfrastruktur und leistungsstarke Langstreckenwaffen zu liefern.
  • In der Ukraine wächst die Sorge um die Sicherheit der Atomanlagen, da russische Angriffe zu Stromausfällen an den Standorten Tschernobyl und Saporischschja führen.
  • Greenpeace vermutet russische Sabotage an der Stromversorgung des AKW Saporischschja, um das Kraftwerk an das russische Netz anzuschließen.

Die USA wollen die Ukraine laut einem Medienbericht mit Geheimdienstinformationen für Angriffe mit Langstreckenraketen auf die russische Energieinfrastruktur unterstützen. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump erwäge außerdem, Kiew leistungsstarke Waffen zu liefern, die weitere Ziele in Russland in Reichweite bringen könnten.

Dazu zählten Raketen mit einer Reichweite von rund 500 Meilen (rund 800 Kilometer), hieß es weiter. Es sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, was geliefert werden solle, sagten die Beamten laut der Zeitung. Zuletzt hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij die USA um reichweitenstärkere Waffen gebeten. Vize-Präsident JD Vance hatte daraufhin gesagt, die USA würden diese Anfrage prüfen.

Kontakt mit NATO-Verbündete

Trump habe kürzlich bereits zugestimmt, dass Geheimdienste und das Pentagon Kiew bei den Angriffen unterstützen dürften, hieß es weiter. Darüber hinaus stünden die USA mit den NATO-Verbündeten in Kontakt und würden sie zur ähnlichen Unterstützung auffordern.

Zuletzt waren Trumps Bemühungen um eine Friedenslösung im Ukraine-Krieg ins Stocken geraten. Er reagierte darauf ungehalten und sagte überraschend, die Ukraine könne ihr ursprüngliches Gebiet zurückerobern - allerdings ohne eine umfangreichere US-Hilfe anzukündigen. Zuvor hatte Trump immer wieder gefordert, die Ukraine müsse zu Gebietsabtretungen bereit sein. Allerdings hatte er auch davor immer wieder Kurswechsel im Ukraine-Krieg vorgenommen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen die russische Invasion. Moskaus Militär greift regelmäßig die Energieinfrastruktur in der Ukraine an.

Sorge um Sicherheit der ukrainischen Atomanlagen

In der Ukraine wächst einmal mehr die Sorge um die Sicherheit der Atomanlagen. An der Schutzhülle um den zerstörten Reaktorblock des stillgelegten Kernkraftwerks Tschernobyl fiel nach Kiewer Regierungsangaben wegen eines russischen Luftangriffs zeitweise der Strom aus. Im Süden des Landes ist das von russischen Truppen besetzte AKW Saporischschja schon seit vergangener Woche völlig vom Netz abgeschnitten.

Die größte Nuklearanlage Europas wird derzeit nur mit Hilfe von Dieselgeneratoren gekühlt. Deren Treibstoff reicht nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA noch für etwa zehn Tage. Die Ukraine ist von der Kernkraft so abhängig wie kaum ein anderes Land in Europa. Strom liefern derzeit neun Reaktorblöcke in den Kraftwerken Riwne, Chmelnyzkyj und Süd-Ukraine. Bei russischen Attacken auf die ukrainische Energieversorgung mussten schon Kernkraftwerke wegen großer Spannungsschwankungen vom Netz getrennt werden.

Treffer auf Umspannwerke im Norden

Der Blackout am sogenannten Sarkophag von Tschernobyl (ukrainisch Tschornobyl) wurde nach Angaben des Energieministeriums durch einen Treffer auf ein Umspannwerk in der Stadt Slawutytsch im Norden verursacht. Die Kleinstadt liegt etwa 50 Kilometer vom AKW entfernt, dort lebten früher die Bedienungsmannschaften. Russland müsse gewusst haben, dass dieser Angriff solche Auswirkungen habe, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Moskau habe bei dem "vorsätzlichen Angriff" mehr als 20 Drohnen eingesetzt.

Der 100 Meter hohe Sarkophag über dem explodierten vierten Block wurde zeitweise mit Dieselgeneratoren versorgt. Spätabends sei die Versorgung wieder hergestellt worden, teilte Ministerin Switlana Hryntschuk mit. Die gemessene Strahlung entspreche der Norm. Im Februar 2025 hat eine russische Drohne die doppelwandige Konstruktion beschädigt. Im stillgelegten Atomkraftwerk Tschernobyl lagern große Mengen abgebrannter Brennelemente.

Letzte Leitung nach Saporischschja gekappt

Am besetzten AKW Saporischschja ist seit dem 23. September die letzte Hochspannungsleitung außer Betrieb. "Europas größtes Atomkraftwerk hat jetzt seit mehr als einer Woche keinen Strom von außen, was mit Abstand der längste Fall in mehr als dreieinhalb Jahren Krieg ist", erklärte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi in Wien. Er sei mit Russland wie der Ukraine in Kontakt, um die Stromversorgung wiederherzustellen.

Solange die Generatoren die abgeschalteten Reaktoren versorgten, bestehe keine unmittelbare Gefahr, sagte Grossi. "Aber es ist eindeutig kein Dauerzustand mit Blick auf die nukleare Sicherheit." Der Diesel reiche nach Angaben der von Moskau eingesetzten Werksleitung noch für etwa zehn Tage.

Greenpeace vermutet russische Sabotage

Die Hochspannungsleitung verband das AKW mit dem von Kiew kontrollierten Teil des ukrainischen Stromnetzes. Sie sei dem Augenschein nicht durch Beschuss unterbrochen worden, teilte die Umweltorganisation Greenpeace in Kiew mit. Sie berief sich dabei auf die Analyse von Satellitenfotos durch Sicherheitsexperten. Greenpeace warf der Moskauer Seite vor, die Leitung sabotiert zu haben als Teil des Planes, Saporischschja an das russische Netz anzuschließen und die Reaktoren wieder hochzufahren.

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