Putin-Kritiker angeblich auf Militärbasis in Arktis verfrachtet

Wladimir Putin.
Ruslan Schaweddinow soll auf das abgelegene Nowaja-Semlja-Archipel gebracht worden sein. Die Opposition sieht eine "Entführung".

Ein Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin soll nach Oppositionsangaben widerrechtlich zum Militärdienst eingezogen und in eine entlegene Basis in der Arktis gebracht worden sein.

Der prominente Kremlkritiker Alexej Nawalny schrieb am Mittwoch im Internet, sein Weggefährte Ruslan Schaweddinow werde auf einer geheimen Luftabwehrbasis im entlegenen Nowaja-Semlja-Archipel als "politischer Gefangener" festgehalten.

Arbeit für Stiftung

Der 23-Jährige wurde seit Montag vermisst. Laut Nawalny soll die Polizei in die Moskauer Wohnung Schaweddinows eingedrungen und ihn sofort festgenommen und abtransportiert haben. Schaweddinow arbeitete als Projektmanager für Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung. Die Stiftung wurde von den russischen Behörden in diesem Jahr als "ausländischer Agent" eingestuft. Gegen sie wird wegen angeblicher Geldwäsche ermittelt.

Putin-Kritiker angeblich auf Militärbasis in Arktis verfrachtet

Alexej Nawalny im vergangenen August in Moskau.

Maskierte gingen gegen Nawalny vor

Wenig später wurde bekannt, dass auch gegen Nawalny selbst vorgegangen worden ist. Maskierte sollen ihn in Moskau abgeführt, aber nicht festgenommen haben. Zudem gebe es in den Räumen von Nawalny eine neue Razzia. Es seien wie in der Vergangenheit Computer und Datenträger beschlagnahmt worden, teilte Nawalny selbst auf Twitter mit. Er veröffentlichte auch ein Foto von sich bei Instagram in Begleitung der Männer mit schwarzen Uniformen, Masken und Helmen.

Armee bestätigt "Einberufung"

Im Fall Schaweddinow argumentiert das russische Militär, dass alles rechtens sei. Ein Armeesprecher sagte der Nachrichtenagentur Tass, Schaweddinow habe sich seit langem vor dem Wehrdienst gedrückt. Seine jetzige Einberufung entspreche dem Gesetz. In Russland gilt die Wehrpflicht. Sie betrifft Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren, die Dienstzeit beträgt ein Jahr.

Nawalny führte hingegen ins Feld, Schaweddinow sei aus gesundheitlichen Gründen für den Wehrdienst ungeeignet. Auch sei er ohne jegliche Grundausbildung zum Nowaja-Semlja-Archipel entsandt worden.

Opposition ortet "Entführung"

Wjatscheslaw Gimadi, ein Anwalt von Nawalnys Stiftung, sprach von einer "Entführung" Schaweddinows und warf Putin sowie Verteidigungsminister Sergej Schoigu vor, direkt dafür verantwortlich zu sein. Einige Unterstützer Schaweddinows demonstrierten am Mittwochabend in Moskau vor dem Sitz des Generalstabs der russischen Streitkräfte.

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