Prozess - Tag 2: "Ich würde es wieder tun"

Prozess - Tag 2: "Ich würde es wieder tun"
Der Oslo-Attentäter sprach am Dienstag vor Gericht. Zuvor wurde ein Laienrichter ausgeschlossen.

Mit versteinerten Mienen hörten die Richter und Staatsanwälte den menschenverachtenden Ausführungen des Massenmörders von Oslo und Utøya zu. Insgesamt hat das Gericht fünf Tage dafür angesetzt, dass der Angeklagte umfassend zu seinen Motiven Stellung nehmen kann. Im Gegensatz zum ersten Verhandlungstag wurde die Verhandlung aber nicht live im Fernsehen übertragen.

Wie seine Verteidiger angekündigt haben, waren es schockierende Schilderungen, die der rechtsradikale Islamhasser da von sich gab: "Ich habe die ausgeklügeltste und spektakulärste politische Attacke in Europa seit dem zweiten Weltkrieg begangen." – "Ja, ich würde das wieder tun." – Das Volk sei beschwindelt worden. Da eine friedliche Revolution nicht möglich sei, sei Gewalt die einzige Möglichkeit. – Er habe seine "Taten aus Güte und nicht aus Bosheit verübt".

Wirre politische Statements

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"Kann Norwegen eine Demokratie sein, wenn hundert Prozent der Nachrichtenagenturen multikulturelle Werte preisen? Die Antwort heißt nein. Ich habe keine Angst davor, mein ganzes Leben im Gefängnis zu sitzen." Er sei in einem Gefängnis geboren worden. "Dieses Gefängnis heißt Norwegen." – Breivik vergleicht die Jugendorganisation der norwegischen Arbeiterpartei mit der "Hitlerjugend". – Auf der Insel Utøya hätte er "keine unschuldigen jungen Menschen" angegriffen. Die Leute auf der Insel seien "einer Gehirnwäsche unterzogen worden". Alle, die er getötet habe, seien "nicht unschuldige, unpolitische Kinder gewesen; das waren "junge Leute, die gearbeitet haben, um multikulturelle Werte hochzuhalten". Eine Reporterin des Guardian twitterte nach etwa der Hälfte von Breiviks Vortrag, sie könne nicht glauben, dass das Gericht all diese Aussagen zulasse. Breiviks auf 30 Minuten angelegte Erklärung dauerte letztlich mehr als eine Stunde, unterbrochen nur manchmal von der Richterin. Er habe seine Rhetorik, so sagte Breivik, angesichts der Opfer abgeschwächt. Zynischer geht es wohl nicht. Die Angehörigen der Opfer wollten verhindern, dass Breivik, der im Juli 2011 77 Menschen bei Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya ermordet und Hunderte verletzt hat, diese Bühne bekommt.

Laienrichter ausgeschlossen

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Am zweiten Prozesstag kam es zum Eklat, weil der Laienrichter Thomas Indrebö für befangen erklärt wurde. Er hatte einen Tag nach den Attentaten auf Facebook angemerkt: "Die Todesstrafe ist die einzig gerechte in diesem Fall." Seine öffentliche Reaktion könne das Vertrauen in ihn als Richter schwächen, fand das Gericht und tauschte den Mann gegen einen von zwei Ersatzschöffen aus. Neben zwei Berufsrichtern gibt es im Verfahren gegen Anders Behring Breivik auch drei Laienrichter. Ein Kandidat war bereits vor dem Prozess für befangen erklärt worden, weil sein Sohn Mitglied der sozialdemokratischen Jugend AUF ist, die das Feriencamp in Utøya veranstaltet hatte. Breivik sagte, seine "Anschläge vom 22. Juli waren präventive Anschläge, um die Ur-Norweger zu verteidigen". Daraufhin forderte er seine Freilassung, obwohl er es vorher als "größte Ehre" bezeichnete, sein Leben im Gefängnis zu verbringen oder für sein Volk zu sterben.

Hochachtung für El-Kaida

Er lobte El-Kaida als "die erfolgreichste militante Organisation der Welt" und bewundere deren Glauben an das Märtyrertum. Er selbst sei der Kommandant der "Knights Templar". Als die Staatsanwältin Inga Bejer Engh ihn fragte, ob er religiös sei, schwieg er einen Moment irritiert. Dann erklärte er, einen Hang zum Katholizismus zu haben, obwohl er eigentlich Protestant sei. "Ich bin kein religiöser Mensch, aber es gibt ein Sprichwort, wonach es keine Atheisten in Schützengräben gibt." Schließlich hatte Breivik eigentlich Selbstmordanschläge geplant. "Ich habe nicht gedacht, dass ich den Tag überlebe." Das Gericht muss klären, ob dieser Mann zurechnungsfähig ist oder nicht.

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