Proteste schrecken Charles: Paris-Besuch wurde vertagt

Proteste schrecken Charles: Paris-Besuch wurde vertagt
Am Donnerstag gingen in Frankreich mehr als eine Millionen aus Protest gegen die Rentenreform auf die Straßen. Es gab Hunderte Verletzte und Festnahmen.

Am Freitagmorgen telefonierten der britische König Charles III. und der französische Präsident Emmanuel Macron noch – dann war klar: Der Besuch des Monarchen mit Frau Camilla im Nachbarland jenseits des Ärmelkanals wird nicht wie geplant ab Sonntag stattfinden. Die ausufernden Proteste gegen die geplante Rentenreform machten eine Verschiebung notwendig. An dem Deutschlandtrip (ab Mittwoch) will das royale Paar aber festhalten.

Die Demonstrationen hatten am Donnerstag einen neuen Höhepunkt erreicht. Laut offiziellen Angaben nahmen an den Kundgebungen landesweit mehr als eine Millionen Menschen teil. Die Gewerkschaft CGT sprach gar von 3,5 Millionen, allein in der Hauptstadt Paris sollen es 800.000 gewesen sein.

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Wilder Streik

Die Wut der Franzosen richtete sich abermals gegen die geplante Anhebung des Mindestpensionsalters von derzeit 62 auf 64 Jahre. Zumal die Regierung von Macron die Änderung in der Vorwoche in der Nationalversammlung ohne Abstimmung durchgedrückt hat – was zwar rechtens ist, viele Demokraten aber vor den Kopf gestoßen hat.

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König Charles III. und Ehefrau Camilla mussten Frankreich-Trip verschieben

Dementsprechend groß war der Zustrom am Donnerstag zu den Protestveranstaltungen, die teilweise aus dem Ruder liefen. So brach am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein wilder Streik aus, die Zufahrt zu einem der Terminals wurde blockiert. Auf dem Pariser Bahnhof Gare de Lyon besetzten Streikende die Gleise. Raffineriearbeiter, Lehrer und so weiter – aus vielen Berufsgruppen traten Arbeitnehmer in den Ausstand.

Hunderte Festnahmen

Vor allem nachts kam es zudem zu gewaltsamen Ausschreitungen. In der südfranzösischen Stadt Bordeaux wurde das Eingangsportal des Rathauses in Brand gesetzt. Laut Innenminister Gerald Darmanin, der diese Tat auf das Schärfste verurteilte, wurden mehrere öffentliche Gebäude angegriffen. Für Entsetzen sorgten Bilder, auf denen ein Polizist zu sehen ist, der zusammensackt, nachdem ihn ein Stein am Helm traf. Insgesamt wurden laut Darmanin rund 440 Sicherheitskräfte verletzt. 457 gewaltbereite Demonstranten seien festgenommen worden.

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Die Protestierenden wollen aber nicht locker lassen. Für kommenden Dienstag ist ein weiterer breit angelegter Aktionstag geplant.

Doch auch Macron wird seine Rentenreform nicht aufweichen, stellt sie doch ein Herzstück seiner Amtszeit dar. In einem TV-Interview hatte er diese Woche sein Vorhaben verteidigt: „Je länger wir warten, desto schlimmer wird es.“ Alternativen zur Reform seien gewesen, die Renten zu senken, die Steuern zu heben oder mehr Schulden aufzubauen. „Zwischen den Umfragen und der Kurzfristigkeit und dem allgemeinen Interesse des Landes entscheide ich mich für das allgemeine Interesse des Landes.“

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