Proteste im Iran: „Unser Feind ist im Inneren“

Seit Tagen wird in Teheran demonstriert
Studierende versammelten sich nach dem Flugzeugabschuss auch am Montag zu Demonstrationen gegen die Regierung.

von Paul Maier

Auf dem Boden liegen eine USA- und eine Israel-Flagge. Doch die meisten Menschen gehen – anders als vom Regime gewünscht – um sie herum, anstatt darauf zu treten. Diese symbolträchtige Szene aus Teheran wurde auf einem Video festgehalten, das derzeit durch soziale Medien wandert. Seit Samstag gehen Studenten gegen die Führung auf die Straße.

Vertuschungsvorwürfe

Am Mittwoch haben iranische Raketen (unbeabsichtigt) ein ukrainisches Passagierflugzeug abgeschossen. Alle 176 Reisenden sind dabei ums Leben gekommen. Nach mehreren Dementis gab die Regierung in Teheran am Freitag schließlich zu, für den tödlichen Fehler verantwortlich zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt aber wollte man nichts davon gewusst haben.

Die Demonstranten schenken der Erklärung keinen Glauben: „Tod den Lügnern“, „Strafverfolgung muss sein“ oder „Unser Feind ist im Inneren, es sind nicht die USA“ ist in Sprechchören zu hören. Auf Videos im Internet ist harte Polizeigewalt zu sehen: Bewaffnete Männer, Schüsse und Blutlachen. Polizeichef Hossein Rahimi bestritt am Montag die Echtheit dieser Videos.

Die USA dürften sich über diese Entwicklung freuen. Durch die Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani gab es für kurze Zeit Anzeichen eines nationalen Schulterschlusses gegen die USA.Präsident Donald Trump nutzt deshalb die neuen Spannungen und solidarisiert sich in einem Tweet auf Persisch mit den Protestierenden.

Gute Gelegenheit, um von Widersprüchen in seiner Rechtfertigung für die Tötung Soleimanis abzulenken: Am Sonntag sagte Verteidigungsminister Mark Esper im Fernsehen, dass er für vermeintliche Pläne zu Angriffen auf US-Botschaften „keine Beweise gesehen“ habe. Trump, der weiter auf seine Version beharrt, hatte mit dieser Behauptung das Attentat begründet.

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