Politisches Rückzugsgefecht der Türkei
Beim Treffen des russischen Präsidenten Wladimir Putin und seines türkischen Pendants, Recep Erdoğan, ging es für Letzteren nur noch um die Wahrung des eigenen Gesichtes. Bevor er sich mit Putin zu einem gemeinsamen Gespräch zurückzog gab er sich betont optimistisch: „Die gemeinsame Stellungnahme nach unserem Treffen wird neue Hoffnung für die Region beinhalten“, sagte er.
Für ihn würde eine Offensive auf die Rebellenprovinz Idlib einen Machtverlust in Syrien bedeuten – der türkische Präsident steht seit Beginn des Bürgerkriegs auf der Seite der Rebellen und will dadurch vor allem eine starke kurdische Präsenz an der türkisch-syrischen Grenze verhindern. Erdoğan wirft den kurdisch dominierten „Syrischen Demokratischen Kräften“ eine Zusammenarbeit mit der kurdischen PKK in der Türkei vor. Demgegenüber steht die Allianz aus dem syrischen Präsidenten Bashar al Assad, Putin und dem iranischen Präsidenten Hassan Rohani. Siegen sie in Idlib, ist der Konflikt praktisch entschieden.
Aus diesem Grund hat die türkische Armee einen Ring aus sogenannten Beobachtungsposten um Idlib gezogen und am Wochenende massiv verstärkt. Dies gibt Erdoğan eine Verhandlungsbasis mit Putin und dessen Verbündeten – Assad wird es sich zweimal überlegen, ob er offen türkische Streitkräfte angreift.
Doch vollkommen unabhängig davon, ob sich Putin und Erdoğan einigen können – die Zeit spielt für Assad. Die Kämpfer in Idlib sind alles andere als homogen, vor allem zwischen den beiden Islamistenbündnissen Hayat Tahrir al-Sham und Ahrar al-Sham ist es in den vergangenen Jahren zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Insgesamt starben seit 2014 knapp 7000 Menschen bei Kämpfen zwischen den islamistischen Rebellen in Idlib.
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