Politiker als Corona-Sünder: Wenn Regeln nur für andere gelten

Politiker als Corona-Sünder: Wenn Regeln nur für andere gelten
Dominic Cummings ist nicht der Einzige, der gegen Corona-Bestimmungen verstieß – andere aber traten zurück

Gegen die Aufregung um Dominic Cummings, den wichtigsten Berater des britischen Premiers Boris Johnson, ist der Wirbel um den Schanigarten-Absacker Alexander Van der Bellens ein Klacks. Der Architekt der Brexit-Kampagne und hoch umstrittene Stratege dürfte gleich mehrfach gegen die strengen Corona-Beschränkungen in Großbritannien verstoßen haben.

Die Opposition fordert seinen Rücktritt, der Premier verteidigt seinen engsten Mitarbeiter: Er habe „in jeder Hinsicht verantwortlich, legal und mit Integrität“ gehandelt - was Cummings in einer öffentlichen Stellungnahme am Montagnachmittag auch so sah.

Fest steht, dass Cummings Ende März mit seiner vermutlich an Covid-19 erkrankten Frau und seinem Sohn (4) von London in die Grafschaft Durham zu seinen Eltern fuhr. Er selbst erkrankte auch – eine Corona-Infektion bezeichnete Cummings am Montag als sehr wahrscheinlich.  Die Reise habe der Selbstisolation gedient, zudem sei Durham wegen vorhergehender Drohungen der sicherste Ort für seine Familie gewesen. Und er habe durch die Reise zu den Eltern die Betreuung seines Kinder sichergestellt.

Dass die Familie  in Durham gesehen wurde, kommentierte Cummings so: Man sei  auf einem Privatgrundstück spazieren gegangen und einmal  in die Stadt gefahren.  Andere Menschen seien weit entfernt gewesen.  Als Fehler bezeichnete Cummings, Johnson nicht in seine Reisepläne eingeweiht zu haben und nicht früher Stellung bezogen zu haben. Die Reise selbst bereue er nicht.

Der 48-Jährige gerät nun umso mehr in die Kritik, als er deutlich von Mitarbeitern, Regierungsbeamten oder anderen Politikern nichts hält („Rasputin“ Boris Johnsons) und zu dieser Arroganz steht.

Politiker als Corona-Sünder: Wenn Regeln nur für andere gelten

"Mr. Lockdown" Neil Ferguson ließ sich von seiner Geliebten besuchen - und trat zurück

Er ist nicht der einzige Brite, der in Corona-Verschiss gerät. Anfang Mai stolperte Neil Ferguson, Berater der Regierung in Sachen Corona und Mastermind der scharfen Bestimmungen in Großbritannien, über einen pikanten Corona-Verstoß: „Professor Lockdown“ (58) ließ sich während der strengen Ausgangsbeschränkungen mehrfach von seiner Geliebten, einer 38-jährigen Mutter zweier Kinder, daheim besuchen. Zur Verteidigung gab er an, selbst an Covid 19 erkrankt gewesen zu sein und geglaubt zu haben, immun zu sein. Ferguson trat zurück.

Politiker als Corona-Sünder: Wenn Regeln nur für andere gelten

Catherine Calderwood, schottische Gesundheits-Chefin, ging trotz Verbots in der Stadt spazieren

Auch die oberste Gesundheitsexpertin der schottischen Regierung, Catherine Calderwood, musste zurücktreten. Sie war mit ihrer Familie mehrfach in ihr Ferienhaus gefahren und hatte dort Stadtspaziergänge unternommen.

Politiker als Corona-Sünder: Wenn Regeln nur für andere gelten

Brasiliens Präsident Jair Bolsonoaro pfeift ganz bewusst auf alle Abstandsregeln

Corona-Sündenfälle in der Politik streuen sich über die ganze Welt – von Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro, einem bewussten Corona-Leugner, bis zu „irrtümlichen“ Fehltritten. Der Kunstminister des australischen Bundesstaates New South Wales, Don Harwin, trat zurück, weil er im Küstenort Pearl Beach Einkäufe tätigte, statt daheim in Sydney zu sein. Thüringens Ministerpräsident Boris Ramelow kam mit einem Rüffel davon, weil er die Beerdigung einer Nachbarin besuchte – und damit gegen die von ihm erlassenen Corona-Ausgangsbeschränkungen verstoßen hatte.

 

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