Wer ist Petr Pavel?

Czech Republic votes new president
90 der Wahllokale nach der Stichwahl ausgezählt - 57,3 Prozent für Pavel - Babiš mit 42,7 Prozent abgeschlagen.

Sportliche Figur, dichtes graues Haar mit Vollbart und die gebügelte Uniform eines Vier-Sterne-Armeegenerals - das waren die wirksamsten Waffen des Ex-Generalstabschefs und nun wohl künftigen Staatspräsidenten Tschechiens, Petr Pavel, im Wahlkampf. Der 61-Jährige punktete vor allem bei Frauen. Offensichtlich war er sich dessen bewusst, wie das Logo seiner Wahlkampagne verrät: der Kopf eines Raubtieres, das wie ein Löwe aussieht und die Miene des pensionierten Generals hat.

"Bringen wir Ordnung und Ruhe nach Tschechien zurück", lautete das Motto Pavels. Tschechien brauche einen "erfahrenen und ruhigen Führer, der kein Chaos verbreitet", versicherte Pavel den Wählern offenbar in Anspielung auf die gegenwärtige Krise um die Energiepreise und den Krieg in der Ukraine.

"Erfahrungen aus der militärischen Diplomatie"

In der tschechischen Innenpolitik verfügt er über keine Erfahrungen, als Berufssoldat durfte er nach der Wende 1989 keiner Partei angehören. Deswegen spricht er über seine "Erfahrungen aus der militärischen Diplomatie", die ihn gelehrt hätten, dass "nicht große Worte und unrealistische Versprechen, sondern Taten und Demut entscheiden".

Pavel trat mit 15 Jahren in die Armee ein - er war auf einem Militärgymnasium und studierte auf einer militärischen Hochschule. Später diente er als Berufssoldat bei den Fallschirmjägern und beim militärischen Auslandsnachrichtendienst. Eine große Rolle in seiner Karriere spielte seine Beteiligung an der UNPROFOR-Mission im ehemaligen Jugoslawien, wo seine Einheit eine Gruppe von abgeschnittenen französischen Soldaten rettete. Dafür wurde er von den Franzosen mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet.

Danach diente Pavel in den höchsten Heeresstrukturen Tschechiens. Er war drei Jahre als Generalstabschef (2012-2015) und drei weitere Jahre als Chef des NATO-Militärausschusses (2015-2018) tätig. Nach seiner Pensionierung 2018 begannen in Medien Spekulationen zu kursieren, dass er künftig für das Amt des Staatspräsidenten kandidieren könnte. Zunächst bestritt er selbst derartige Ambitionen, schließlich kündigte er im Juni 2022 seine Kandidatur dann doch an.

Wirbt für Bau von kleinen atomaren Reaktoren

Als er an die Spitze der Wählerumfragen geriet, wurde er ein Hoffnungsträger für jene, die Ex-Ministerpräsident Andrej Babiš nicht auf der Prager Burg sehen wollten. Als der Vorwurf aufkam, der Armeegeneral außer Dienst hätte vor 1989 eine Karriere als militärischer Spion angestrebt und die Geheimdienstschule besucht, wies Pavel die Vorwürfe mit den Worten zurück, er habe "militärischer Diplomat, kein Spion werden wollen". Außerdem denke er, dass er das alles in seiner späteren Karriere "wieder gutgemacht" habe. Dasselbe gelte auch für seine einstige KP-Mitgliedschaft. "Das war ein Fehler, den ich nicht mehr ändern kann", sagte er.

In seinem Programm spricht sich Pavel für den Bau von kleinen atomaren Reaktoren aus. Diese könnten als "sichere, emissionsfreie und zugängliche Energiequelle" zur Dekarbonisierung der tschechischen Energiewirtschaft beitragen.

Persönliches

Pavel ist zum zweiten Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe hat er zwei Söhne. Seine zweite Ehefrau, Eva Pavlová, war Berufssoldatin im Rang eines Oberstleutnants. Und auch sie wurde im Wahlkampf ihres Ehemannes mit Vorwürfen konfrontiert, sie habe im Kommunismus eine höchst prominente militärische Schule besucht. Sie habe politischer Offizier - sogenannter "Politruk" - werden wollen. Erst kurz vor dem Ende ihres Studiums kam 1989 die "Samtene Revolution" und die damalige Militärische Politische Akademie von Klement Gottwald, dem ersten kommunistischen Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, wurde in "Pädagogische Akademie" umbenannt, wie es in Medien heißt.

Eine große Leidenschaft des Generals ist das Motorradfahren. "Ich hatte viel Spaß auf der Suzuki. Dann hatte ich Hondas, Yamahas und zu meiner großen Überraschung landete ich bei einem BMW", so Pavel, an dessen Hobby sich einst auch seine Leibwächter anpassen mussten.

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