Pensionsreform-Protest: "Frankreich und Österreich zahlen viel"

3-Säulen-Modell bei Pensionsvorsorge kennen nicht viele
Frankreichs Ruheständler leben ziemlich gut – österreichische aber auch. Ein Vergleich.

Leben französische Pensionisten tatsächlich wie Gott in Frankreich, wie es in der aufgeheizten politische Debatte zum die Reform heißt?

Ein nüchterner Blick auf die Statistik zeigt: Sie leben zumindest nicht schlecht. „In Frankreich haben die Über-65-Jährigen mehr Einkommen als die Jüngeren“, sagt Christian Geppert, Ökonom für Renten und Bevölkerungsalterung bei der Pariser OECD Damit liegen sie europaweit im Spitzenfeld; nur Luxemburger Rentner haben mehr zur Verfügung.

Generöse Systeme

Woran das liegt? Neben guter privater Vorsorge an einem staatlichen System, das ordentlich zuschießt. Frankreichs Pensionisten erhalten knapp 74 Prozent ihres Letztgehalts – netto. Dazu kommen die vielen Sondersysteme, die jetzt vereinheitlicht werden sollen. Die sind vor allem in puncto Antrittsalter „sehr generös“, wie Geppert sagt: Manche Berufsgruppen – wie etwa Busfahrer in Paris oder Lokführer der staatlichen Bahn – können sich schon mit Mitte 50 zur Ruhe setzen; ohne Abschläge, versteht sich .

Da liegt freilich der Vergleich mit Österreich auf der Hand – uns eilt bekanntlich auch der Ruf als Pensionsparadies nach. Stimmt das? „Frankreich und Österreich zahlen im europäischen Vergleich sehr viel, die Renten sind hoch“, sagt Geppert. Österreichs Pensionisten bleibt vom Letztgehalt sogar noch mehr übrig als den Franzosen – 89,9 Prozent sind es netto (siehe Grafik). Deutschland, das europaweit ja als Schreckgespenst in Sachen Rentenreform dient, liegt da am anderen Ende der Skala. Ohne private Vorsorge bleibt den Deutschen gerade mal die Hälfte ihres letzten Bezugs.

Langsame Anpassung

Auch beim – zu niedrigen – Penionsantrittsalter geht es Franzosen und Österreichern ähnlich. 60,8 Jahre alt ist der durchschnittliche Franzose, der sich zu Ruhe setzt – laut Gesetz sollte er 62 sein. Damit ist man neben Luxemburg europäisches Schlusslicht. Österreich steht mit durchschnittlich 63,5 Jahren besser da, ist aber vom Soll – 65 Jahre – auch noch entfernt. Zum Vergleich: Die Deutschen liegen bei 64 Jahren.

Dass die Bevölkerung auf die Barrikaden steigt, scheint da nachvollziehbar. Allerdings, so Geppert, werde Macrons Reform die meisten Franzosen nicht treffen: Die älteren Generationen seien ohnehin nicht betroffen, und bei den jüngeren gebe es nur eine „sehr langsame Anpassung“. Dennoch sei eine langfristige Reform nötig: „Die Bevölkerung wird immer älter, und das lässt die Pensionsausgaben steigen und steigen."

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