Autoritärer Hoffnungsträger Ruandas: Paul Kagame in Wien

Paul Kagame und Kanzler Sebastian Kurz als Gastgeber des EU-Afrika-Forums in Wien
Am ruandischen Präsidenten, der heute am Wiener EU-Afrika-Forum teilnimmt, spalten sich die Geister. Ein Porträt.

Disziplin prägte sein ganzes Leben. Und die verlangt Präsident Paul Kagame auch von seinen ruandischen Landsleuten. Militär durch und durch führt er das kleine Land im Herzen Afrikas straff, Widerspruch wird da nicht geduldet. Und dennoch gilt der 61-Jährige als Hoffnungsträger, weil er den kleinen Staat (halb so groß wie Österreich) als Erfolgsmodell etabliert hat. Wachstumsraten (basierend auf High-Tech und IT-Dienstleistungen sowie dem Tourismus) sollen Ruanda bis 2020 in die Liga der "Middle Income Countries" katapultieren, womit die extreme Armut der Vergangenheit angehören soll.

Ehrgeizige Ziele hatte Kagame, der noch bis Jahresende den Vorsitz in der Afrikanischen Union innehat und heute Mitgastgeber des EU-Afrika-Forums in Wien ist, schon immer. Und - auch Biografie-bedingt - den unbändigen Willen, diese zu erreichen. Schon im Alter von fünf Jahren musste der Tutsi nach Pogromen an seiner Volksgruppe mit seiner Familie fliehen. Im ugandischen  Exil schloss er sich später den Rebellen um den heutigen Präsidenten Yoweri Museveni an und baute dort seine eigene Tutsi-Miliz auf. 1990 erhielt Kagame seinen letzten militärischen Schliff an der Eliteakademie der US-Armee am Command and General Staff College in Fort Leavenworth (Kansas).

Genozid beendet

Noch im selben Jahr unternahm der damals knapp 33-Jährige erste Invasionsversuche in Ruanda, um das Regime zu stürzen. Als die regierenden Hutus 1994 begannen, Tutsis und oppositionelle Hutus zu massakrieren (rund 800.000 Menschen fielen diesem Völkermord zum Opfer), bündelte Kagame alle Kräfte, überrannte in nur 100 Tagen das Land und beendete so den Genozid.

Seit damals ist Kagame der starke Mann Ruandas und seit dem Jahr 2000 auch offiziell Staatspräsident. Doch damit gab sich der großgewachsene, schlaksige Tutsi nicht zufrieden. 1996 ließ er seine Armee im benachbarten Kongo einmarschieren. Seine Truppen trugen den Aufständischen Laurent Desire Kabila danach bis nach Kinshasa, wo dieser die Macht übernahm. Die Ruander durften sich dafür an der reichhaltigen Minen im äußersten Osten des Kongos bedienen. Bis heute bekämpfen dort einander Milizen und Warlords um diese Ressourcen.

Im Amt bis 2034?

Des Präsidenten aktuelle Ambition ist es, aus seiner Heimat einen Technologie-Hub für die gesamte Region südlich der Sahara zu etablieren. Und dafür fand er ebenso wie für seine Infrastruktur-Projekte potente Auslandsinvestoren, deren Finanzspritzen bereits 30 bis 40 Prozent des Staatsbudgets ausmachen. Die Geldgeber schätzen den niedrigen Grad an Korruption - und sehen geflissentlich über Demokratie-Defizite hinweg.

Denn eigentlich müsste Kagame bereits in Polit-Pension sein, denn die alte Verfassung sah vor: Nach zwei Perioden ist Schluss. Also ließ der Langzeitherrscher das Grundgesetz einfach per Referendum ändern, 98,4 Prozent sollen laut offiziellen Angaben dafür gestimmt haben. Jetzt kann Kagame theoretisch bis 2034 im Amt bleiben - und dann an seine Tochter Ange Kagame übergeben, die ihren Vater bereits 2014 bei einem Besuch bei dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama begleitete. Von ihren Fähigkeiten soll der Staatschef absolut überzeugt sein. Zumindest mit ihren 1,93 Metern überragt sie ihn bereits jetzt.

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