Ein "schwerer Tag" für Frauke Petry
„Liebe Frauke Petry. Ich weiß, dass Sie gestern einen schweren Tag hatten. Aber wir brauchen Sie."
Als Alexander Gauland diesen Satz ins Mikro sagt, lächelt die AfD-Chefin bitter; ob er es ernst meint – man weiß es nicht. Am Tag zuvor ist sie beim Parteitag in Köln abgestraft worden, weil sie die Rechtspopulisten in die Mitte führen wollte; jetzt steht ihr Widersacher dort, wo sie hätte stehen sollen: Die Partei hat ihn und die Ökonomin Alice Weidel mit 67,7 Prozent Zustimmung zum Spitzenduo für die Wahl gemacht.
"Stolz, Deutsche zu sein"
Gaulands Wahl ist eine logische, genauso wie die Weidels. Er, der abtrünnige CDUler mit gutem Draht zu Petrys Intimfeind Björn Höcke, bindet Wähler, denen Petry zu liberal war – sein Sager, er wolle "einen Boateng nicht als Nachbarn haben", hallt dem 76-Jährigen bis heute nach. Sie, früher Vertraute der Parteichefin, ist für Petry-nahe Wähler zuständig: Dass die 38-Jährige offen lesbisch lebt, kann in einer Partei, die mit homophoben Ausfällen von sich reden macht, als ungewöhnlich gelten.
Der Rechtsruck ist dann auch bestimmendes Thema des Demos draußen, bei denen auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gegen die AfD wettert, und beim ersten Presseauftritt des Duos. Dass die Partei ein Programm beschlossen hat, in dem der Klimawandel als "nicht gesichert" angesehen wird, in dem ein "Ministerium für Bevölkerungsentwicklung" für mehr Geburten sorgen soll, geht unter. Noch wichtiger ist nur, was mit Petry ist: Bleibt sie Chefin, will sie den Fraktionsvorsitz? "Der Tiger lebt noch und ist nicht erledigt", sagt Gauland; es wird gelacht. "Es ist alles möglich", sagt auch Petrys Ehemann Markus Pretzell, NRW-Landeschef, zum KURIER.
So richtig glauben, dass Petry nach der Wahl ein Comeback feiern könnte, will aber niemand. Und so klingen die "Frauke"-Chöre aus dem Saal eher wie Abschiedsgrüße denn wie Anfeuerungsrufe.
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