„So etwas darf einfach nicht passieren“, schimpfte der zuständige Minister für Innere Sicherheit, Ex-General Omar Bar Lev. Erst seit Mitte Juni im Amt, kam es so unter seiner Führung „zur größten Gefängnis-Pleite Israels seit je“. Er vermutet Hilfe von Außen.
Hilfe von außen
Was auch eine Meldung zum „erfolgreichen und heroischen Ausbruch“ im Radio-Sender der Terror-Organisation Dschihad in Libanon vermuten lässt. Sie wurde ausgestrahlt, als die Gefängnisleitung nach dem ersten Alarm noch die Insassen zählte.
Held der Intifada
Unter den Ausbrechern befindet sich Sakarya Subedi, das „Symbol der Zweiten Intifada-Rebellion“. 2002 hinderte er mit seinen Al-Aksa-Märtyrer-Brigaden Israels Armee sechs Wochen an einer Einnahme des Flüchtlingslagers Jenin. Er gehört zur säkularen Fatah-Bewegung, die anderen fünf sind Mitglieder des militant-islamistischen Dschihad. Darunter Machmud Aardi, nach 25 Jahren der Veteran unter den Sträflingen. Laut der libanesischen Radiomeldung soll er das Kommando haben.
Knapp an der Grenze
Entdeckt wurde der Ausbruch gegen vier Uhr. Bereits Stunden vor dem Alarm wurden in den Feldern um das arabische Nachbardorf Tamra verdächtige Gestalten gesichtet. Von hier aus sind es nur wenige Kilometer bis zur Sperranlage vor dem Gebiet der palästinensischen Autonomie. Auch die jordanische Grenze ist mit dem Auto nur Minuten entfernt. Nur wenig länger dauert es bis zur libanesischen Grenze.
Ein Experte des Geheimdienstes: „Probleme dürften die Flüchtigen bei jeder Grenzüberquerung haben, aber sie sind möglich.“ Unbestätigte Meldungen berichteten von einer Aufspaltung der Gruppe. Zwei in Richtung Norden und vier in Richtung Jenin.
Sechs in einer Zelle
„Er wär ja schön blöd, sich bei uns zu melden, wo alle ihn suchen“, meinte am Montag Jechije Subeidi, der Bruder des flüchtigen Sakarya. Er und seine Begleiter wurden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Darum fürchten manche, dass sie versucht sein könnten, mit einem neuen Terroranschlag ihren Helden-Nimbus vor einer Rückkehr hinter Gitter noch einmal aufzupolieren.
400 Insassen aus dem Gilboa-Gefängnis wurden noch am Montag auf andere Vollzugsanstalten in Israel verteilt. „Das ausgerechnet diese sechs Schwerkaliber in einer Zelle untergebracht waren, ist ja schon eine Riesenpanne“, kritisiert ein Ex-Chef des Justizvollzugs. Er sieht dies als Folge der Vergünstigungen, die die Leitung den Insassen gewährt. Bis hin zur Fortbildung und Sprachkursen an Fernuniversitäten in aller Welt.
Lauter Jubel
Selbst in den Netzwerken Israels kam klammheimliche Freude über den Ausbruch auf. Auf der palästinensischen Seite wurde laut gejubelt, denn kaum eine Familie, die nicht mindestens einen Verwandten im Gefängnis hätte. So spricht die Dschihad-Bewegung von „einer heroischen Heldentat“. Im Vergleich dazu fiel der Jubel bei der islamistischen Hamas-Bewegung eher verhalten aus. Sie versucht derzeit Gefangene auszutauschen. Der spektakuläre Ausbruch der Dschihad-Konkurrenz stellt diese Verhandlungen in den Schatten.
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