Österreichische Waffen in Syrien

Österreichische Waffen in Syrien
Rebellen posieren mit österreichischen Sturmgewehren. Der KURIER deckt auf, woher die Waffen wirklich kommen.

Wenn die USA Stellvertreterkriege führen, setzen sie dabei gerne fremde Waffen ein. Das scheint auch in Syrien der Fall zu sein. Dort präsentieren die Rebellen der Freien syrischen Armee stolz ihre österreichischen Sturmgewehre.

CNN berichtet von einem Lokalaugenschein in Mazra`at Anadan über einen Rebellen mit einer "Austrian-made Steyr AUG assault-rifle". Gemeint ist damit das Steyr Sturmgewehr 77. Auch bei der Präsentation des abgeschossenen MIG-Piloten in der ostsyrischen Region Deir al-Sor baumelten die Präzisionsgewehre aus Steyr an den Kampfanzügen. Die Kämpfer sind stolz auf diese Waffen. Denn die österreichischen Sturmgewehre sind wesentlich moderner und präziser als die alten Kalaschnikows der Regierungstruppen.

Wie kommen Waffen des österreichischen Traditionsunternehmens Steyr-Mannlicher mit Sitz in Kleinraming in Oberösterreich an die syrische Bürgerkriegsfront? "Von uns stammen sie nicht," erklärt Mannlicher-Geschäftsführer Ernst Reichmayr dem KURIER. "Wir haben nie nach Syrien geliefert."

Malaysia

Das klingt glaubhaft. Denn bei genauerer Betrachtung handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Steyr-Gewehre aus malaysischer Produktion. Damit wurde eine Prophezeiung wahr, die mit der Zerschlagung des staatlichen österreichischen Rüstungskomplexes im Jahr 1987 die Runde machte: "Die Republik hat sich letztlich zwar ihrer ungeliebten und skandalumwitterten Rüstungsindustrie entledigt – gleichzeitig aber auch jede Kontrolle über die Rüstungsprodukte verloren."

Die Vorgeschichte: Die Republik Österreich war Eigentümer von Rüstungsfirmen in den Bereichen Voest und Steyr mit den Schwerpunkten Kanonen, Panzer und Sturmgewehre. Mit dem sogenannten "Noricum-Skandal" Ende der 80er-Jahre kam das "Aus" für die staatliche Rüstungsproduktion. Steyr Mannlicher war Teil des Steyr-Konzerns, der 1998 zerschlagen wurde. In der Folge litten aber auch private Eigentümer unter den strengen Waffenexportgesetzen. 2004 kündigte der damalige Eigentümer, Wolfgang Fürlinger, an, die Produktion des Sturmgewehrs 77 nach Malaysia zu verlagern. Mehr als zehntausend Stück pro Jahr sollten bei den National Aerospace and Defence Industries (NADI) in Kuala Lumpur gefertigt werden. Die Eigentümerverhältnisse bei Steyr-Mannlicher änderten sich wieder. Das Sturmgewehr 77 wird unter anderem jetzt auch in Australien und den USA gefertigt.

Jetzt sind unter Federführung der USA Golf-Staaten wie Saudi-Arabien und Katar weltweit auf der Suche nach Waffen für Syriens Opposition. Wobei es bei Stellvertreterkriegen üblich ist, die nahestehende Streitpartei mit fremden Waffen zu beliefern.

Es läuft nach demselben Muster wie die Aufrüstung der südamerikanischen Militärdiktaturen in den 80er-Jahren durch die CIA. Auch die wurden mit Jagdpanzern und Sturmgewehren aus Österreich beliefert. Unterschied: Die Waffen wurden tatsächlich in Österreich gefertigt.

Zahlreiche Tote durch Luftangriff der syrischen Armee

Nahe der türkischen Grenze wurden am Mittwoch bei einem Luftangriff der Armee zahlreiche Menschen getötet. Die Rebellen sprachen von mindestens 30 Toten, ein Arzt vor Ort gar von 80 Todesopfern und 150 Verletzten. Ein Kampfflugzeug der Streitkräfte bombardierte den Rebellen zufolge die Grenzstadt Asas im Norden des Landes. In einem Video der Aufständischen war zu sehen, wie Bewohner blutüberströmte Leichen aus eingestürzten Gebäuden holten. Es war zunächst nicht möglich, die Authentizität der Aufnahmen unabhängig zu bestätigen.

Zuvor war es zu einer Bombenserie im Zentrum von Damaskus - zu der sich die Rebellen bekannt haben und die der Armee gegolten hat - gekommen, bei der drei Menschen verletzt wurden. Auch in Aleppo sind am Mittwoch die Kämpfe weitergegangen.

Um die UN-Mission der Syrienbeobachter, die am 19. August ausläuft, macht sich derzeit Moskau Gedanken. Russland zeigt sich nun offen für eine Änderung des Auftrages und eine Verlängerung des Einsatzes.

Am Mittwoch veröffentlichte die UNO einen Bericht, nach dem beide Seiten Kriegsverbrechen verübt hätten (mehr dazu lesen Sie hier).

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