Öl-Multi aus Eigennutz für Klimaschutz

Das ehemalige Unternehmen des US-Außenministers Tillerson kritisiert Trumps Umweltpolitik.

"Der Krieg gegen die Kohle ist beendet", sagte US-Präsident Donald Trump, als er das Dekret unterzeichnete, das mit dem "Clean Power Plan" seines Amtsvorgängers Barack Obama aufräumen soll.

650 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen hätte dieser Umweltplan bis 2025 eingespart – nun sollen die Kohlekraftwerke wieder laufen. Damit dürfte sich Trump vom Pariser Klima-Abkommen aus dem Jahr 2015 entfernen, das einen weltweiten Abbau der CO2-Emissionen vorsieht. Bereits im US-Wahlkampf hatte er angekündigt, aus dem Paris-Abkommen austreten zu wollen, was ihm unter anderem die Sympathien vieler Arbeiter aus dem Kohle-Sektor einbrachte.

Protest gegen Trumps Vorhaben kam ausgerechnet vom Öl- und Erdgaskonzern ExxonMobil, dessen ehemaliger Chef, Rex Tillerson, jetzt US-Außenminister ist. "Es wäre klug, wenn die USA das Paris-Abkommen unterstützten, um sicherzustellen, dass der globale Energiemarkt frei und wettbewerbstauglich bleibt", schrieb der Umweltbeauftragte von ExxonMobil, Peter Trelenberg, in einem Brief an Trumps Umweltberater. Es ist anzunehmen, dass der Konzern eher eine starke Konkurrenz vonseiten der US-Kohleindustrie fürchtet, als tatsächlich um das Wohl der Umwelt besorgt zu sein.

Geld für Klimaleugner

Noch bis zum Jahr 2014 bot ExxonMobil – unter Tillerson – großzügige Zahlungen für Klimaleugner an, damit diese ihre Theorien verbreiteten. Von 1988 bis 2005 ließ sich der Konzern die Unterstützung solcher Gruppen nachweislich 16 Millionen Dollar kosten.

Laut einer Studie der Umweltorganisation CDP produziert ExxonMobil zusammen mit sieben anderen Öl- und Erdgaskonzernen gleich viel an CO2-Emissionen wie die gesamte USA.

Trotzdem weist Trelenberg in seinem Brief darauf hin, dass eine stärkere Nutzung von Erdgas viel umweltschonender sei, als Kohleenergie.

Der neue ExxonMobil-Chef Darren Woods ist bemüht, seinem Konzern ein neues Gesicht zu verpassen – in seinem Blog schreibt er über die neuen Projekte seiner Firma, in denen erneuerbare Energien erforscht werden sollen. Vor allem "Bio-Öl" aus Algen sei eines der ehrgeizigsten Projekte seiner Forschungslabors.

Ein neues Öffentlichkeitsbild hat ExxonMobil bitter nötig: Vor einem Jahr beschloss die Familie Rockefeller, die im 19. Jahrhundert einen Vorläufer des Unternehmens gegründet hatte, aus dem Konzern auszusteigen: "Wir können nicht mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, das dem öffentlichen Interesse anscheinend Verachtung entgegenbringt", lautete das Statement der Familie, die das Verhalten von ExxonMobil außerdem als "moralisch verwerflich" bezeichnete.

Aus für Abgasregelung?

Ähnlich bezeichnen Kritiker die Anweisung Trumps an die US-Umweltbehörde EPA, die Kriterien für umweltfreundlichere Autos zu überprüfen. Obama führte 2012 neue Richtlinien in der Autoindustrie ein, um die Abgase deutlich einzudämmen – diese sollen nun außer Kraft gesetzt werden.

Die Fahrzeughersteller jubeln zwar, da diese Regelung für sie schwer umsetzbar gewesen wäre, trotzdem hätte sie den CO2-Ausstoß um sechs Milliarden Tonnen reduziert.

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