Obama ist wieder da

Obama ist wieder da
Punktesieg für den Amtsinhaber: Ingrid Steiner-Gashi kommentiert das zweite Rededuell zwischen Obama und Romney.

Einen rhetorischen KO-Sieg, wie ihn Mitt Romney vor zwei Wochen gegen US-Präsident Barack Obama vorgelegt hatte, gab es beim zweiten Rededuell zwischen den beiden Kontrahenten gestern Nacht nicht. Doch gemessen an den Vorlagen, die es zu erfüllen galt, gab es einen klaren Punktesieger, und der hieß dieses Mal: Obama.

Anders als in Denver vor zwei Wochen hat der Herr des Weißen Hauses  aus der Sicht seiner Anhänger diesmal getan, was getan werden musste, streifte die Samthandschuhe ab und zog stattdessen die schweren Boxhandschuhe an. Ein angriffiger und leidenschaftlicher Obama machte an Boden wieder wett, was er bei seinem verpatzten, ersten Debattenduell verloren hatte und scheint damit sein wichtigstes Ziel erreicht zu haben: Die Panik unter den Demokraten, sie könnten im Wahlfinish endgültig in Schieflage geraten, dürfte Obama mit seinem gestern so forschen Auftreten gestoppt haben. Im eigenen Lager, so zeigten es zumindest die ersten Twitterstürme, war man mit der Performance des Präsidenten, höchst zufrieden.

Aus der Sicht der Republikaner hieß der Sieger naturgemäß Mitt Romney. Der warf sich gestern zwar mindestens genauso überzeugend in die Redeschlacht gegen den Präsidenten, doch angesichts der lebhaften Gegenwehr Obamas trafen seine rhetorischen Scharfschüsse kaum ihr Ziel. Geradezu schmerzhaft daneben ging Romneys Versuch, Obama die Verantwortung für das Attentat in Libyen anzulasten, bei dem vier US-Botschaftsangehörige getötet worden waren. Souverän wies der Präsident Romneys Attacke als durchsichtiges und moralisch zweifelhaftes Wahlkampfmanöver zurück, das Drama in Libyen politisch auszuschlachten.

Wer sich von der eineinhalbstündigen Redeschlacht zwischen Obama und Romney gestern mehr Klarheiten Wahlprogramme erwartet hat, wurde enttäuscht. Staatdessen wurde Show geboten, ein politischer Gladiatorenkampf, der seinen Zuschauern an Hauen und Stechen nichts schuldig blieb, aber keine Informationen lieferte. Große Versprechen waren zu hören ("Jobs, Jobs, Jobs") und gegenseitige Beschuldigungen, nicht die Wahrheit zu sagen. Jene rund fünf bis sechs Prozent amerikanische Wähler, die immer noch zwischen Obama und Romney schwanken, haben gestern  inhaltlich jedenfalls wenig erfahren. Nur punkto Stil ließ sich sagen: Obama ist wieder da.

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