Obama als einsamer Krieger

Nach dem Nein der Briten zu Militärschlägen gegen Syrien wird der US-Präsident wohl alleine in den Krieg ziehen.

Der oft zu Recht als ewiger Zauderer bezeichnete US-Präsident Barack Obama scheint nun doch bereit für einen Militärschlag gegen das syrische Regime – notfalls im Alleingang. Denn in der Nacht zum Freitag ist ihm der langjährige Kampfgenosse Großbritannien überraschend weggebrochen. Die Abgeordneten im Londoner Unterhaus verweigerten Premier Cameron die Gefolgschaft, die Royal Airforce bleibt am Boden.
Es handelt sich wohl um eine späte Einsicht. Denn vor mehr als zehn Jahren war der damalige Briten-Premier Tony Blair mit US-Präsident George Bush in blindem Vertrauen in den Irakkrieg gezogen. Die angeblichen Massenvernichtungswaffen stellten sich in der Wüste des Zweistromlandes als Fata Morgana heraus. Blair ging als „Bushs Pudel“ in die Geschichte ein.
Die Obama-Administration hat gestern führenden Kongress-Abgeordneten Beweise präsentiert, die belegen sollen, dass das syrische Regime unter Machthaber Assad für den Giftgas-Angriff der Vorwoche mit Hunderten Toten verantwortlich sei. Alles, was man bisher weiß, gab es aber keinen Befehl von ganz oben, die Suppe ist also dünn. Doch der US-Präsident hat sich so weit aus dem Fenster gelehnt, dass ein Rückzug ohne Gesichtsverlust nahezu unmöglich ist.
Die vielleicht letzte Chance, dass die amerikanischen Tomahawk-Raketen doch in ihren Silos bleiben, ist der G20-Gipfel kommende Woche. Da müsste sich der russische Präsident Putin in seiner bisher so kompromisslosen Pro-Assad-Haltung bewegen. Anzeichen dafür gibt es leider keine.

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