Nach Frankreich stoppt auch Dänemark Abschiebungen nach Afghanistan

Soldaten der Afghan National Army.
Der nächste EU-Staat setzt Rückführungen in das umkämpfte Land aus. Taliban kontrollieren bereits zwei Drittel der Region.

Nach Deutschland und den Niederlanden hat jetzt auch Frankreich Abschiebungen nach Afghanistan offiziell ausgesetzt. Die Entscheidung sei aufgrund der aktuellen Sicherheitslage in dem zentralasiatischen Land gefallen, erfuhren Medien vom französischen Innenministerium. Bereits seit Anfang Juli habe es keine Rückführungen mehr in den Krisenstaat gegeben. Österreich will hingegen weiterhin an Rückführungen festhalten.

Erst am Donnerstag hatten die radikalislamischen Taliban die Provinzhauptstadt Ghazni nur 150 Kilometer vor den Toren Kabuls erobert. Am Abend folgte die drittgrößte Stadt Herat, womit die Taliban innerhalb einer Woche die elfte Provinzhauptstadt erobert haben.

"Die Taliban haben die Kontrolle über die wichtigsten Bereiche der Stadt erlangt", sagte der Vorsitzende des Provinzrates, Nassir Ahmed Fakiri. Ghazni ist bereits die zehnte Provinzhauptstadt, die binnen einer Woche an die Islamisten fällt.

Die strategisch wichtige Stadt Ghazni liegt an einer zentralen Verbindungsstraße zwischen Kabul und Kandahar. Die afghanischen Streitkräfte sind zunehmend von Verstärkung über den Landweg abgeschnitten. Mit dem Verlust von Ghazni dürfte der Druck auf die ohnehin überlastete Luftwaffe wachsen.

Die Taliban kontrollieren inzwischen etwa zwei Drittel von Afghanistan. Von US-Geheimdiensten wird nicht ausgeschlossen, dass sie Kabul binnen 30 Tagen isolieren und binnen 90 Tagen übernehmen könnten. In den vergangenen Tagen hatten die Taliban unter anderem Kunduz und Faizabad eingenommen und belagern nun Mazar-i-Sharif. Bei einer Einnahme von Mazar-i-Sharif würde die Regierung in Kabul die Kontrolle über den Norden des Landes endgültig verlieren.

Immer mehr Länder rufen angesichts des rasanten Eroberungszugs der Taliban auch ihre eigenen Staatsbürger auf, Afghanistan zu verlassen. Deutschland forderte seine Bürger am Donnerstag dringend zur zügigen Ausreise auf. Vor dem Hintergrund der deutlich verschlechterten Sicherheitslage im gesamten Staatsgebiet, inklusive der Hauptstadt Kabul, rate die Botschaft allen deutschen Staatsangehörigen dringend zur schnellstmöglichen Ausreise per Linienflug, heißt es. Das österreichische Außenamt hat bereits vor einiger Zeit eine Reisewarnung für ganz Afghanistan ausgesprochen und rät laut Website den im Land lebenden "Auslandsösterreichern und Österreichern, die sich aus anderen Gründen in Afghanistan aufhalten", "dringend" das Land zu verlassen.

Dänemark gab am Donnerstag bekannt, seine lokal ansässigen Mitarbeiter in Afghanistan angesichts des Taliban-Vormarsches außer Landes zu holen. Sowohl aktiven afghanischen Angestellten der dänischen Botschaft in Kabul als auch früheren Mitarbeitern der Botschaft und des Militärs der vergangenen beiden Jahre bietet die Regierung an, sie mit ihren Partnern und minderjährigen Kindern nach Dänemark zu evakuieren. 

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