Spekulationen über Atomraketen angeheizt

South Korean vehicles wait to pass a checkpoint on the Grand Unification Bridge, which leads to the demilitarized zone separating North Korea from South Korea, in Paju, north of Seoul April 12, 2013. A Pentagon spy agency has concluded with "moderate confidence" that North Korea has developed a nuclear-tipped ballistic missile, an assessment swiftly dismissed by several U.S. officials and South Korea. REUTERS/Park Mun-ho/Newsis (SOUTH KOREA - Tags: MILITARY POLITICS) NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. SOUTH KOREA OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN SOUTH KOREA
Ein US-Geheimdienstbericht wurde publik, das Pentagon versucht zu beruhigen.

Das kommunistische Regime in Nordkorea hat nur kurz eine Pause gemacht: Nach einem Tag der Ruhe wurde erneut das propagandistische Kriegsgeheul verstärkt. Am Freitag droht Pjöngjang Japan mit einem atomaren Vergeltungsschlag, sollte es sich in einen möglichen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel einmischen. In einem über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Kommentar hieß es, im Falle einer Intervention drohe Japan "in atomaren Flammen verbrannt" zu werden. Ankündigungen Tokios, eine nordkoreanische Rakete im Falle eines Starts abschießen zu wollen, verurteilte die Agentur als Provokation."Japan ist immer im Fadenkreuz unserer revolutionären Armee", hieß es in dem Kommentar weiter. Sollte Tokio "die geringste Geste machen, wird der Funke des Krieges Japan als erstes betreffen".

In den USA hat indes ein republikanischer Abgeordneter neue Spekulationen über den Stand des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms geschürt. Nordkorea sei mit "mäßiger Sicherheit" in der Lage atomar bestückte Raketen abzufeuern, zitierte Doug Lamborn am Donnerstag aus einem Bericht des US-Verteidigungsnachrichtendienstes DIA. Allerdings seien diese Waffen nicht besonders verlässlich. Das Pentagon versuchte kurze Zeit später zu relativieren und auch Südkorea glaubt nicht an derartige Kapazitäten Pjöngjangs.

"Es wäre unrichtig zu sagen, dass das nordkoreanische Regime jene im Bericht angeführten nuklearen Ressourcen vollständig getestet, entwickelt oder unter Beweis gestellt hat", erklärte Pentagon-Sprecher George Little. Aus Regierungskreisen hieß es, der von Lamborn zitierte Teil des Berichts sei irrtümlich nicht als geheim eingestuft worden, was der Grund war, warum der Abgeordnete ihn öffentlich vorlesen durfte. Über welche Reichweite die Raketen verfügen sollen, würde nicht erwähnt.

Nur Säbelrasseln?

Generell halten Experten einen nordkoreanischen Angriff für wenig wahrscheinlich. Die Drohgebärden dienten vielmehr der Festigung der Macht von Staatschef Kim Jong-un im eigenen Land, erklärte der Nationale Geheimdienstdirektor, James Clapper. Als einzige ausländische Kraft habe China direkten Einfluss auf Pjöngjang, da Nordkorea wirtschaftlich am Tropf Pekings hänge. Das Land sei nach Einschätzung der US-Geheimdienste zunehmend "frustriert" über Nordkoreas Säbelrasseln. Einen Machtwechsel im Nachbarland wolle die chinesische Führung aber vermeiden, sagte Clapper. Peking brauche Nordkorea als "Pufferstaat" zum US-Verbündeten Südkorea und fürchte sich vor Instabilität an seinen Grenzen.

Südkorea versuchte ebenfalls zu beruhigen: "Die Einschätzung unseres Militärs ist, dass es dem Norden noch nicht gelungen ist die atomare Ladung zu miniaturisieren. Nordkorea hat drei Atomtests durchgeführt, aber wir bezweifeln, dass das Stadium erreicht ist, wo sie das Gewicht verringern und so miniaturisieren können, um es auf einer Rakete zu befestigen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Obama appelliert

Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama nach einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ein Ende der kriegerischen Rhetorik verlangt. "Es ist wichtig, dass Nordkorea wie jedes andere Land der Welt grundsätzliche Regeln und Normen einhält", sagte Obama am Donnerstag im Weißen Haus. "Die Vereinigten Staaten werden alle notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Bevölkerung zu schützen und den Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten in der Region nachzukommen", sagte der US-Präsident. Ban zeigte sich "zutiefst besorgt". Zugleich lobte der aus Südkorea stammende UN-Generalsekretär die "gemäßigte Antwort" der USA auf die Provokationen aus Pjöngjang.

Die Außenminister der acht führenden Industriestaaten (G-8) verurteilten bei ihrem Treffen in London, das Verhalten Nordkoreas ebenfalls scharf und drohten mit neuen Sanktionen. Der Atomtest vom Februar sowie zwei Raketenstarts aus dem vergangenem Jahr "unterwandern ernsthaft die regionale Stabilität, setzen die Aussicht auf Frieden auf der koreanischen Halbinsel aufs Spiel und bedrohen den internationalen Frieden und die Sicherheit", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Am Freitag kam US-Außenminister John Kerry in Seoul zu weiteren Gesprächen an. Dort sagte er erneut, dass eine atomare Bewaffnung Nordkoreas nicht hinnehmbar sei.
Spekulationen über Atomraketen angeheizt
epa03658792 A picture released by the North Korean Central News Agency (KCNA) on 12 April 2013 shows North Korean people dance in a plaza in Pyongyang, North Korea, 11 April 2013, to celebrate the 11 April festival commemorating the first anniversary of North Korean leader Kim Jong-un's election as the first chairman of the National Defense Commission and first secretary of the ruling Workers' Party of Korea. The festival comes amid rising tensions on the Korean Peninsula after North Korea's threats of war and suspension of the inter-Korean industrial park in the North's border city of Kaesong run by South Korean firms. Kim Jong-un officially took control of the impoverished and nuclear-armed communist state just months after his father Kim Jong-il died of a heart attack in December 2011. EPA/KCNA SOUTH KOREA OUT NO SALES
In Südkorea wird erwartet, dass Nordkorea eine oder zwei Musudan-Raketen mit Reichweiten von schätzungsweise 3000 bis 4000 Kilometern testen will, um im Konflikt um sein Atomprogramm Stärke zu demonstrieren. Die Rakete gilt als unerprobt. Als möglicher Starttermin gelten die Tage um den 101. Geburtstag des früheren Staatschefs Kim Il Sung am 15. April. Seit Tagen werden in Nordkorea die Feierlichkeiten und Aufführungen geprobt, um den Kim Il Sung zu ehren.

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