Spekulationen über Atomraketen angeheizt
Das kommunistische Regime in Nordkorea hat nur kurz eine Pause gemacht: Nach einem Tag der Ruhe wurde erneut das propagandistische Kriegsgeheul verstärkt. Am Freitag droht Pjöngjang Japan mit einem atomaren Vergeltungsschlag, sollte es sich in einen möglichen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel einmischen. In einem über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Kommentar hieß es, im Falle einer Intervention drohe Japan "in atomaren Flammen verbrannt" zu werden. Ankündigungen Tokios, eine nordkoreanische Rakete im Falle eines Starts abschießen zu wollen, verurteilte die Agentur als Provokation."Japan ist immer im Fadenkreuz unserer revolutionären Armee", hieß es in dem Kommentar weiter. Sollte Tokio "die geringste Geste machen, wird der Funke des Krieges Japan als erstes betreffen".
In den USA hat indes ein republikanischer Abgeordneter neue Spekulationen über den Stand des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms geschürt. Nordkorea sei mit "mäßiger Sicherheit" in der Lage atomar bestückte Raketen abzufeuern, zitierte Doug Lamborn am Donnerstag aus einem Bericht des US-Verteidigungsnachrichtendienstes DIA. Allerdings seien diese Waffen nicht besonders verlässlich. Das Pentagon versuchte kurze Zeit später zu relativieren und auch Südkorea glaubt nicht an derartige Kapazitäten Pjöngjangs.
"Es wäre unrichtig zu sagen, dass das nordkoreanische Regime jene im Bericht angeführten nuklearen Ressourcen vollständig getestet, entwickelt oder unter Beweis gestellt hat", erklärte Pentagon-Sprecher George Little. Aus Regierungskreisen hieß es, der von Lamborn zitierte Teil des Berichts sei irrtümlich nicht als geheim eingestuft worden, was der Grund war, warum der Abgeordnete ihn öffentlich vorlesen durfte. Über welche Reichweite die Raketen verfügen sollen, würde nicht erwähnt.
Nur Säbelrasseln?
Generell halten Experten einen nordkoreanischen Angriff für wenig wahrscheinlich. Die Drohgebärden dienten vielmehr der Festigung der Macht von Staatschef Kim Jong-un im eigenen Land, erklärte der Nationale Geheimdienstdirektor, James Clapper. Als einzige ausländische Kraft habe China direkten Einfluss auf Pjöngjang, da Nordkorea wirtschaftlich am Tropf Pekings hänge. Das Land sei nach Einschätzung der US-Geheimdienste zunehmend "frustriert" über Nordkoreas Säbelrasseln. Einen Machtwechsel im Nachbarland wolle die chinesische Führung aber vermeiden, sagte Clapper. Peking brauche Nordkorea als "Pufferstaat" zum US-Verbündeten Südkorea und fürchte sich vor Instabilität an seinen Grenzen.
Südkorea versuchte ebenfalls zu beruhigen: "Die Einschätzung unseres Militärs ist, dass es dem Norden noch nicht gelungen ist die atomare Ladung zu miniaturisieren. Nordkorea hat drei Atomtests durchgeführt, aber wir bezweifeln, dass das Stadium erreicht ist, wo sie das Gewicht verringern und so miniaturisieren können, um es auf einer Rakete zu befestigen", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Obama appelliert
Zuvor hatte US-Präsident Barack Obama nach einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ein Ende der kriegerischen Rhetorik verlangt. "Es ist wichtig, dass Nordkorea wie jedes andere Land der Welt grundsätzliche Regeln und Normen einhält", sagte Obama am Donnerstag im Weißen Haus. "Die Vereinigten Staaten werden alle notwendigen Schritte unternehmen, um ihre Bevölkerung zu schützen und den Verpflichtungen gegenüber den Verbündeten in der Region nachzukommen", sagte der US-Präsident. Ban zeigte sich "zutiefst besorgt". Zugleich lobte der aus Südkorea stammende UN-Generalsekretär die "gemäßigte Antwort" der USA auf die Provokationen aus Pjöngjang.
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