Nordkorea feiert Raketenstart

epa03505359 South Korean activists shout slogans and hold up portraits of North Korean leader Kim Jong-Un during a rally against North Korea's rocket launch in Seoul, South Korea, 12 December 2012. North Korea said it placed a satellite into orbit after a successful long-range rocket launch. The launch was carried out from its Sohae Space Centre on its west coast. The three-stage Unha-3 rocket travelled about 2,500 kilometres on a path that took it over Japanese territory before falling into the sea, news reports said. The communist regime's second launch of the year and since Kim Jong Un took power a year ago was carried out despite international condemnation and warnings that it would violate UN Security Council resolutions. EPA/JEON HEON-KYUN
Erster erfolgreicher Test. Angedrohte Sanktionen der UNO bekümmern Diktator Kim Jong-Un wenig.

Ein größeres „Geschenk“ zu Ehren seines vor genau einem Jahr gestorbenen Vaters hätte Jung-Diktator Kim Jong-Un nicht machen können: Zum ersten Mal in der nordkoreanischen Geschichte fehlgeschlagener Langstreckenraketenstarts glückte dem kommunistischen Regime am Mittwoch ein Start. Eine mehrstufige Unha-3-Rakete wurde gegen zehn Uhr Ortszeit abgefeuert. Wie auch die USA bestätigten, hat ein auf der Rakete angebrachtes Objekt die Erdumlaufbahn erreicht. Besonderer Triumph des erst 28-jährigen Diktators: Seit knapp einem Jahr im Amt, konnte Kim Jong-Un vollenden, was seinem Vater und Vorgänger als Diktator verwehrt geblieben war: Eine Langstreckenrakete zu zünden, die ihren Flug tatsächlich auch vollendet. Beim jüngsten Versuch im vergangenen April war die Rakete nach 80 Sekunden auseinandergefallen.

Große Empörung

Besonders bei Nordkoreas Nachbarn Südkorea und Japan ist die Empörung groß. Beide Staaten, enge militärische Verbündete der USA, fürchten die Rüstungsambitionen des unberechenbaren Nordkorea. Das bitterarme Land arbeitet seit Jahrzehnten an der Entwicklung von Atomwaffen. Zwei Mal ließ es unterirdische Atomtests ausführen, seither wird das Regime in Pjöngjang mit strengen Wirtschaftssanktionen belegt. Raketen- und auch Atomtechnologie findet dennoch immer auf Schmuggelrouten ihren Weg nach Nordkorea. Pjöngjang kooperiert dabei nachweislich mit Syrien und besonders dem Iran.

Noch am Mittwochnachmittag wollte Japan den UN-Sicherheitsrat anrufen. Doch abgesehen von scharfer Kritik der internationalen Gemeinschaft waren keine neuen Resolutionen oder gar Sanktionen gegen Nordkorea zu erwarten.

Denn besonders das mit Nordkorea befreundete China fand nach dem Raketentest auffällig milde Worte: Man „bedauere“ den Start, hieß es aus Pekings Außenministerium, wo ein Sprecher der UNO sogleich empfahl: Der Sicherheitsrat solle eine „kluge und gemäßigte Reaktion“ finden, die jede weitere Eskalation vermeide. Doch auch in Peking läuteten die Alarmglocken über den jüngsten militärischen Erfolg seines kleinen, unruhigen Nachbarstaates. Nordkorea, das bereits Atomwaffen besitzen soll, ist zwar nach wie vor technisch nicht in der Lage, seine – nun offenbar– funktionierenden Langstreckenraketen mit atomaren Sprengköpfen zu bestücken. Doch auf dem Weg dorthin ist es nun, wie es ein US-Militärexperte formulierte, „ein gutes Stück vorangekommen.“

Mit seinem ersten erfolgreichen Test einer Langstreckenrakete hat Nordkorea einen zweifachen Coup gelandet: Es führte alle internationalen Geheimdienste auf eine falsche Fährte, die Pjöngjangs Angaben glaubten, man werde die Rakete wegen technischer Probleme erst später zünden.

Vor allem aber führte das bitterarme, und für seine bisher erfolglosen Raketentests oft belächelte Nordkorea der Welt vor Augen, dass es militärisch extrem ernst zu nehmen ist. In Japan weiß man dies längst. Fordernd wie seit 1945 nicht mehr drängt die Politik in Tokio auf Nach- und Aufrüstung.

Dass Nordkorea nun seine Nachbarn mit Raketen attackiert, gilt als unwahrscheinlich. Ein militärischer Gegenschlag der mit den USA eng verbündeten Staaten Südkorea und Japan wäre die Folge, das Ende des kommunistischen Regimes in Pjöngjang unausweichlich. Als politisches Druckmittel gegen die Mächtigen der Welt aber dient die neue Raketenkraft Nordkoreas allemal.

Kommentare