Nord- und Südkorea: Der heiße Draht glüht wieder
Wirklich tot war die schon vor fast zwei Jahren still gelegte Telefon-Hotline zwischen Nord- und Südkorea nie: Jeden Morgen und jeden Abend seit Februar 2016 haben Kommunikationsoffiziere dies- und jenseits der tristen Grenze entlang des 38. Breitengrades getestet, ob die Leitungen überhaupt noch funktionieren. Nur: Geredet wurde nicht.
Dann am Mittwochabend die Sensation: Nicht nur gab Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un die Anweisung, die Funkstille zu beenden. Er ließ auch gleich die Einladung Südkoreas entgegen nehmen, weitere Gespräche zwischen den verfeindeten Brüder-Staaten zu führen.
Olympische Spiele
Dabei dürfte es zunächst um die bevorstehenden Olympischen Winterspiele gehen. Am 9. Februar starten im südkoreanischen Pyeongchang die Spiele, kaum 80 Kilometer von der am heftigsten befestigten Grenze der Welt entfernt. Zur Überraschung der Welt hatte Diktator Kim bei seiner Neujahrsansprache verkündet, er würde gerne eine nordkoreanische Sportlerdelegation im Süden an den Start gehen sehen. Das weckte im Süden der koreanischen Halbinsel sofort die Hoffnung: Vielleicht will der kommunistische Norden durch seine Teilnahme an den Spielen Signale der Entspannung senden? Ist es gar möglich, die zuletzt ständig grober gewordenen Drohungen aus dem Norden wieder zu entschärfen? Südkoreas Staatschef Moon Jae-in sieht in Nordkoreas olympischem Angebot jedenfalls eine "bahnbrechende Gelegenheit für Frieden".
Seit mehr als sechs Jahrzehnten herrscht zwischen dem kommunistischen Norden und dem mittlerweile demokratischen Süden der koreanischen Halbinsel auf dem Papier noch immer Kriegszustand. Doch der wahre Feind für das Regime in Pjöngjang ist nicht der ideologisch fremde, hyper-kapitalistische Süden, sondern die USA. Nicht erst seit US-Präsident Trump gegen Kim Jong-Un antwittert, gelten die USA für die Nordkoreaner als der Hort des Bösen, als "niederträchtige Imperialisten,", die das Land vernichten wollen.
Wiedervereinigung
Südkorea hingegen, das ist aus Sicht Pjöngjangs das Land der "Brüder". Dies- und jenseits der Grenzen leben Koreaner. Eines Tages, so die Hoffnung im Norden, könnten sie wieder in einem gemeinsamen Staat leben – unter nordkoreanischer Führung, versteht sich.
Dass der Diktator nun vorsichtig Annäherung zum Süden signalisiert, während er Washington gleichzeitig droht, nimmt man in Seoul unaufgeregt zur Kenntnis. Südkoreas Regierung steht treu zu ihrem engen Verbündeten USA, da mag Nordkoreas Regime die Kommunikationsdrähte nun so viel zum Glühen bringen wie es will.
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