Unbegrenzte Wiederkandidatur Ortegas
Die Militäruniform hat er längst an den Nagel gehängt, weiße Hemden mit Stehkragen sind seine aktuellen Markenzeichen: Daniel Ortega, eine der schillerndsten Figuren Lateinamerikas, hat einen weiten Weg hinter sich – vom Untergrundkämpfer in seinem Heimatland Nicaragua zu einem der Junta-Chefs der siegreichen Rebellen bis zum demokratisch gewählten Staatspräsidenten. Auch mit 68 Jahren denkt "Daniel", wie ihn alle nennen, nicht ans Aufhören. Die soeben in Kraft getretene neue Verfassung, die er selbst durchgesetzt hat, ermöglicht ihm nun die unbegrenzte Wiederkandidatur für das höchste Amt im Staat.
7 Jahre im Gefängnis
Schon zwei Jahre später kehrte der schnauzbärtige Guerillero nach Nicaragua zurück und war als einer der FSLN-Kommandanten maßgeblich am Umsturz 1979 beteiligt. Als Mitglied der fünfköpfigen Regierungsjunta zog Ortega ein populäres Reformprogramm durch: Erwachsenenbildung, Weiterentwicklung des Gesundheitswesens, auch die Kunst kam nicht zu kurz. Und dabei behielt er, durchaus autoritär, das Ziel einer sozialistischen Gesellschaft immer fest im Blick.
Während den USA das "zweite Kuba" im Hinterhof ein Dorn im Auge war, hegte die Linke weltweit größte Sympathien für die Erben Che Guevaras und Fidel Castros. Diese wurden nur noch größer, als US-Präsident Ronald Reagan Nicaragua mit Wirtschaftssanktionen belegte und später Contra-Rebellen unterstützte. Ein wahrer "Revolutionstourismus" setzte ein, vor allem Kaffeeernte-Helfer waren gefragt.
Doch der Konflikt mit den Contras (50.000 Menschen starben) und der ökonomische Würgergriff Washingtons forderten Tribut: Das Volk war kriegsmüde, das Land ausgelaugt. Und so konnte Präsident Ortega seinen Erfolg beim Urnengang 1985 nicht wiederholen, er wurde 1990 abgewählt. Für ihn und seine FSLN folgten dürre Jahre. Denn auch 1996 und 2001 scheiterte er als Spitzenkandidat. Dazu kamen private Probleme: 1998 bezichtigte ihn seine damals 30-jährige Stieftochter, sie seit 1978 mehrfach sexuell missbraucht zu haben. Die Vorwürfe konnten wegen Verjährung nicht mehr geklärt werden.
Hauptverantwortlich für das neue Image ist seine Ehefrau Rosario Murillo. Die Dichterin, mit der Ortega ebenso vier Kinder hat wie mit seiner ersten Gattin, gilt als Machtfrau hinter dem Staatsoberhaupt. Sie ist stets an seiner Seite, bei Kabinettssitzungen oder internationalen Treffen, sie leitet Pressekonferenzen und verfasst Kommuniqués.
Das Power-Paar schaffte 2011 mit finanzieller Unterstützung des damaligen Bad Boys des Kontinents, dem venezolanischen Staatschef Hugo Chavez, den Wiedereinzug in den Präsidentenpalast. Dort wollen die beiden auch nach der Wahl 2016 bleiben.
1937 putschte Anastasio Somoza Garcia und errichtete in Nicaragua eine Diktatur. Nach seiner Ermordung 1956 führten seine Söhne Luis Somoza Debayle und Anastasio Somoza Debayle die Tyrannei fort.
Umsturz1977 entzündete sich der Bürgerkrieg zwischen den linken sandinistischen Rebellen und der Zentralgewalt, der 1979 im Sturz der Somoza-Diktatur mündete. Die Sandinisten waren bis zur Abwahl von Präsident Daniel Ortega 1990 an der Macht. Dieser schaffte 2006 und 2011 die Wiederwahl.
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