Neonazi von Halle im Gerichtssaal eingetroffen
Mit Hand- und Fußfesseln ist der 28 Jahre alte Angeklagte im Prozess um den rechtsterroristischen Anschlag von Halle in den Verhandlungssaal geführt worden. Er wurde von maskierten Spezialkräften der Justiz begleitet. Stephan Balliet erschien in Jeans, schwarzer Jacke und Turnschuhen. Er trug einen Mundschutz. Die Haare waren kurz geschoren.
Mehr als neun Monate ist es her, dass Balliet. zum jüdischen Jom Kippur-Fest in eine Synagoge eindringen und dort alle betenden Juden erschießen wollte. Der Mann hatte seine Tat per Helmkamera gefilmt. Als er an der Türe scheiterte, erschoss er den Ermittlungen zufolge auf offener Straße eine Frau, drang in einen Dönerimbiss ein und tötete dort einen Mann. Auf seiner Flucht verletzte er zwei weitere Menschen schwer.
13 Straftaten werden dem Angeklagten angelastet, darunter zweifacher Mord und versuchter Mord. 43 Nebenkläger ließ das Gericht vor Prozessbeginn zu und benannte insgesamt 147 Zeugen.
Nebenkläger im Prozess zum rechtsextremen Terroranschlag von Halle erhoffen sich vor allem eine Beleuchtung der Strukturen. Es gehe darum, zu klären, wie sich der Täter so radikalisieren konnte, sagte Juri Goldstein, Anwalt von Besuchern der Jüdischen Gemeinde in Halle, vor dem Prozessauftakt am Dienstag in Magdeburg.
Es gehe um die Frage: Wie konnte jemand so viel Hass entwickeln „auf die Menschen, die er gar nicht kennt“. „Wir werden versuchen, diese antisemitische Straftat so gut wie möglich aufzuklären“, erklärte Goldstein.
Die größte Herausforderung in dem Verfahren sei der Prozess selbst, so der Nebenkläger-Vertreter. „Sie müssen bedenken, es ist eine der größten und schwerwiegendsten antisemitisch motivierten Straftaten, die wir in den vergangenen Jahrzehnten hatten. Das ist Aufgabe genug.“
Für den Prozess sind zunächst 18 Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt.
Kommentare