Nawalny-Video: Die Yacht, der Oligarch, das Escort-Girl und die US-Wahl

Ein Video des Oppositionspolitikers Nawalny - er darf nicht bei der russischen Präsidentenwahl im März kandidieren - wirft erneut die Frage auf: Hat der Kreml die US-Wahl 2016 beeinflusst?

Sommer 2016. Eine Yacht, offenbar vor der Küste Norwegens, zwei Männer am Deck. Mehr als eine Urlaubsszene, glaubt man Alexander Nawalny.

Nawalny, der bekannteste Oppositionspolitiker Russlands, enthüllt in einem nun veröffentlichten 25-minütigen Video politische Verbindungen, die die Mächtigen im Kreml ärgern. Auch in Washington dürfte dieses Video Wellen schlagen.

Die beiden Männer an Bord der Yacht: Oleg Deripaska, russischer Tycoon und vor der Wirtschaftskrise reichster Mann Russlands. Dem Oligarchen werden gute Beziehungen zum Kreml nachgesagt. Den zweiten Mann macht Nawalny – mit Foto- und Stimmvergleichen, wie Spiegel Online ausführlich berichtet – als Sergej Prichodko aus. Dieser ist russischer Vizepremier, außenpolitischer Experte und war Putin-Berater.

Laut Nawalny fand das Treffen im August 2016 statt. Nicht lange vor der US-Präsidentschaftswahl Anfang November desselben Jahres.

Laut US-Geheimdiensten hat der Kreml die US-Wahl beeinflusst. Deripaska bestreitet jegliche Verbindungen.

Brisant: Paul Manafort, ehemaliger Wahlkampfleiter von Donald Trump, soll einen Monat vor dem Yacht-Ausflug dem Oligarchen Deripaska in einer E-Mail private Briefings über den Wahlkampf angeboten haben. Deripaska bestreitet dies – bestätigt aber, dass er mit Manafort geschäftlich zu tun hatte.

Manafort gilt als einer der Hauptverdächtigen in der Affäre um russische Einmischung in die US-Wahlen 2016. Inzwischen ist Manafort u.a. wegen Geldwäsche angeklagt. Auch Deripaska ist gegen ihn vor Gericht gegangen.

Video eines Escort-Girls

Wie ein Krimi liest sich, wie Nawalny überhaupt zum Yacht-Video gelangt ist: Der Video-Ausschnitt stammt vom Instagram-Account der jungen Weißrussin Nastja Rybka. Model, Escort-Mädchen.

Eine Gruppe junger Frauen tauchte vor Nawalnys Moskauer Wahlbüro auf, darunter: Rybka. Gefilmt wurde für den Kreml-nahen Sender „Life News“. Die Aktion, als Provokation gegen den Kreml-Kritiker gedacht, ging zwar nicht. Nawalny recherchierte aber seinerseits über die Gruppe. Dabei stieß sein Team auf Videos und Fotos von Rybka. Und auch auf das Video vom oben genannten Treffen auf der Yacht.

Nawalny forderte Präsident Wladimir Putin nun in seinem Video auf, Ermittlungen aufzunehmen. "Ein Oligarch nimmt einen hochrangigen Regierungsbeamten mit auf seine eigene Yacht - das ist Bestechung". "Ein Oligarch zahlt all das, einschließlich junger Frauen von Escort-Agenturen. Ob Sie es glauben oder nicht, das ist auch Bestechung."

Reaktionen

Nawalny-Video: Die Yacht, der Oligarch, das Escort-Girl und die US-Wahl
Russian tycoon Oleg Deripaska attends a session of the St. Petersburg International Economic Forum (SPIEF), Russia, June 1, 2017. REUTERS/Sergei Karpukhin

Die Reaktion des Oligarchen ließ laut Spiegel online nicht lange auf sich warten: Deripaska kündigte am Freitag an, Nawalny verklagen zu wollen, weil er "unwahre Behauptungen" verbreite, "die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben."

Prichodko äußerte sich in der Zeitung "RBK": Er nannte Nawalny nicht beim Namen, sprach aber von einem "politischen Verlierer", der sich mit einer "Provokation erneut zu inszenieren versucht.

Nawalny darf bei Wahl im März nicht antreten

Nawalny ist nicht zur russischen Präsidentschaftswahl am 18. März 2018 zugelassen, nachdem er in einem fragwürdigen Prozess zu einer mehrjährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Er ruft zum Wahlboykott auf. Nawalny hat schon mehrmals Videos veröffentlicht, in denen er die Korruption in seinem Heimatland anprangert.

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