Nawalny bedankt sich nach Freilassung bei Demonstranten

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny ist wieder auf freiem Fuß. Der Putin-Gegner darf wegen Bewährungsstrafe nicht bei Präsidentschaftswahl antreten. Landesweite Proteste gegen Präsident Putin.

Er gibt nicht auf: Kremlkritiker Alexej Nawalny hat sich nach seiner Freilassung aus dem Polizeigewahrsam bei tausenden Demonstranten bedankt, die am Sonntag gegen Russland Präsident Wladimir Putin protestiert hatten. "Heute war ein wichtiger Tag", schrieb Nawalny im Kurzbotschaftendienst Twitter, acht Stunden nach seiner Festnahme.

"Man hat mich freigelassen", schrieb der 41-jährige Nawalny am Sonntagabend auf Twitter. Er bedankte sich bei allen Teilnehmern der Kundgebungen für ihren "mutigen Einsatz" für ihre Rechte. In mehr als hundert Städten hatten zuvor Menschen zum Boykott der Präsidentschaftswahl im März aufgerufen.

Nawalny hatte für Sonntag zu landesweiten Protesten gegen die Präsidentschaftswahl am 18. März aufgerufen, die nach seiner Auffassung auf den Sieg Putins zugeschnitten ist. Tausende vorwiegend junge Menschen in rund 120 Städten, darunter auch Moskau und St. Petersburg, folgten seinem Aufruf. Landesweit wurden nach Zählung der unabhängigen Bürgerrechtsorganisation OVD-Info mindestens 250 Menschen festgenommen.

"Schwindler und Diebe"

Nawalny wurde von mehreren Polizisten in Gewahrsam genommen, als er sich den Demonstranten in Moskau anschließen wollte. Der Oppositionspolitiker rief: "Schwindler und Diebe", bevor die Sicherheitskräfte ihn in einen Polizeibus zerrten. Die Polizei warf ihm vor, die "Verfahrensregeln bei der Organisation einer Kundgebung" verletzt zu haben - das Rathaus von Moskau hatte zuvor eine Genehmigung für die Demonstration verweigert.

Laut Schätzungen der AFP versammelten sich etwa 4.000 Demonstranten in Moskau. Die Behörden sprachen von 1.000 Demonstranten. Ein kleiner Teil der Protestierenden zog danach noch zum Regierungssitz und rief Parolen wie "Nieder mit dem Zaren".

In St. Petersburg kamen etwa 1.500 Menschen zu einer Kundgebung zusammen. Proteste gab es auch in Ostrussland und Sibirien. In der Stadt Jakutsk harrten die Demonstranten bei Minus 45 Grad Celsius aus. In der Stadt Jekaterinburg im Ural kamen etwa 1.000 Menschen zu Protesten zusammen, darunter auch Bürgermeister Jewgeni Roisman.

Büro durchsucht

Bereits am Sonntagmorgen waren Polizisten in Nawalnys Moskauer Büro eingedrungen. Seinem Team zufolge wurden auch mehrere Mitarbeiter seiner Anti-Korruptions-Stiftung festgenommen. Nawalny selbst saß im vergangenen Jahr drei Gefängnisstrafen von 15, 25 und 20 Tagen für das Organisieren unerlaubter Demonstrationen ab.

Der Blogger und Jurist wollte Putin bei der Wahl herausfordern, die Wahlkommission schloss ihn aber wegen einer Verurteilung zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe wegen Unterschlagung aus. Nawalny bestreitet die ins Jahr 2009 zurückreichenden Vorwürfe, er spricht von einem politisch motivierten Urteil.

Die Proteste am Sonntag sollten dabei helfen, einen "Wählerstreik" zu organisieren. Eine niedrige Wahlbeteiligung im März wäre ein Rückschlag für Putin, der sich ein starkes neues Mandat für die kommende Amtszeit erhofft. Im Vergleich zu Anti-Korruptions-Protesten im vergangenen Jahr war die Anzahl der Demonstranten am Sonntag eher gering. Im März und Juni waren Zehntausende auf die Straße gegangen. Die Polizei reagierte im Anschluss mit Massenverhaftungen.

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