In der Nacht auf Freitag bombardierten die israelischen Streitkräfte ein Feld in der Nähe eines palästinensischen Flüchtlingslagers, an der „Blue Line“ – der inoffiziellen Grenze zwischen dem Libanon und Israel – wurde Artillerie stationiert.
Im Laufe des Freitags beruhigte sich die Lage verhältnismäßig, sowohl die libanesische Regierung als auch die israelischen Behörden sollen in Kontakt mit der UN-Mission UNIFIL stehen, die den Waffenstillstand beider Staaten im Südlibanon überwachen soll. Dort sind auch 174 österreichische Soldaten stationiert, die Freitagfrüh noch in Schutzbunkern verweilten.
Zündfunke Tempelberg
In der israelischen Hauptstadt Jerusalem gingen unterdessen Tausende Gläubige unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen am Karfreitag den Kreuzweg ab. Immer wieder mussten die Prozessionen vor Polizeibarrieren Halt machen und Kontrollen über sich ergehen lassen, über den verwinkelten Gassen der Altstadt schwirrten Militärhubschrauber. Noch angespannter war die Lage auf dem Tempelberg, wo Tausende muslimische Gläubige zum Freitagsgebet, dem dritten des Fastenmonats Ramadan, erwartet wurden.
Hier hatte am Dienstagabend, wie schon so oft zuvor in den vergangenen Jahren, die aktuelle Welle der Gewalt ihren Anfang genommen. Hunderte junge Palästinenser sollen sich, so berichtet es die israelische Polizei, in der Al-Aksa-Moschee, der drittheiligsten Stätte des Islam, verbarrikadiert und die Sicherheitskräfte mit Feuerwerkskörpern und Steinen beschossen haben.
Die israelischen Truppen räumten die Moschee mit aller Härte, setzten Blendgranaten, Gummigeschosse und Tränengas ein. In den sozialen Medien kursieren Videos, in denen gepanzerte Polizisten eine Gruppe am Boden liegender Menschen im Inneren der Moschee minutenlang mit Schlagstöcken malträtieren. In der Nacht auf Donnerstag eskalierte die Lage erneut, diesmal wurden sogar 350 Palästinenser verhaftet.
Hamas und Hisbollah rächen sich mit Raketen
Die Gewalt der Polizei gegenüber muslimischen Gläubigen wiederum veranlasste die radikalislamistische Hamas, die den mehrheitlich von Palästinensern bevölkerten Gazastreifen im Südwesten Israels kontrolliert, sich am Donnerstag mit Raketenangriffen auf israelische Siedlungen zu revanchieren.
Die weitere Lageentwicklung hängt vor allem von der schiitischen Hisbollah ab, die als stärkste bewaffnete Macht im Libanon gilt, eng mit dem Iran verbündet ist und Israel als Todfeind betrachtet. Vor allem aber pflegt sie seit wenigen Jahren intensive Kontakte zur Hamas.
Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah hatte noch am Donnerstag in einer Videobotschaft verkündet: „Jeder militärischen Attacke der Zionisten (Israels, Anm.) wird mit einer entschlossenen und raschen Antwort begegnet.“ Sollte er seine Drohung wahr machen, könnte die Hisbollah auf mehr als 100.000 Raketen zurückgreifen, die sie in den vergangenen Jahren im Südlibanon angehäuft hatten.
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