Friedensplan: Hamas will "unverzüglich" verhandeln
Israelischer Luftangriff in Gaza
Zusammenfassung
- Hamas zeigt Bereitschaft zur Freilassung aller Geiseln und zu Verhandlungen über Trumps Friedensplan, lehnt aber bisher eine Entwaffnung ab.
- Trump fordert Israel zum sofortigen Stopp der Gaza-Bombardierung auf und sieht nach der Hamas-Erklärung Chancen auf dauerhaften Frieden.
- Internationale Reaktionen, darunter von Macron, Merz und Starmer, begrüßen die Entwicklung als bedeutenden Schritt in Richtung Waffenruhe und Frieden.
Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen hat sich nach eigenen Angaben zu Gesprächen über den von US-Präsident Donald Trump vorgelegten Friedensplan bereit erklärt. Die islamistische Palästinenserorganisation sei bereit, "unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen, um alle Fragen zu klären", sagte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Hamas-Funktionär am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, dass sie bereit sei, "sofort mit der Umsetzung des Austauschs" der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu beginnen, "sobald eine Vereinbarung zur Vorbereitung der Bedingungen vor Ort getroffen" worden sei, sagte der Hamas-Funktionär weiter.
Hamas zur Freilassung aller Geiseln bereit
Die Terrororganisation hatte zuvor mitgeteilt, sie sei zur "Freilassung aller Geiseln" bereit. Zudem wolle sie die sterblichen Überreste toter Geiseln an Israel übergeben, wie in dem US-Plan vorgeschlagen. Ihrer ebenfalls vorgesehenen Entwaffnung stimmte die Hamas bisher jedoch nicht ausdrücklich zu. Dennoch erklärte Trump danach, dass die Hamas offenbar "zu einem dauerhaften Frieden bereit" sei.
Israels Regierung erklärte daraufhin, dass sie die "sofortige Umsetzung" des Trump-Plans zur Befreiung der israelischen Geiseln aus dem Gazastreifen vorbereite. "Nach der Reaktion der Hamas bereitet sich Israel auf die sofortige Umsetzung der ersten Phase des Trump-Plans zur Freilassung aller Geiseln vor", erklärte das Büro von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstag.
"Wir werden weiterhin eng mit dem Präsidenten und seinem Team zusammenarbeiten, um den Krieg im Einklang mit den von Israel festgelegten Grundsätzen zu beenden, die mit der Vision von Präsident Trump übereinstimmen", hieß es weiter. International wurden die jüngsten Entwicklungen begrüßt.
Trump: Bombardement stoppen
US-Präsident Trump hat Israel zu einem sofortigen Ende der Bombardierung des Gazastreifens aufgerufen. "Israel muss sofort die Bombardierung von Gaza einstellen, damit wir die Geiseln sicher und schnell befreien können!", schrieb Trump am frühen Freitagabend auf der Plattform Truth Social. Derzeit sei das viel zu gefährlich. Man befände sich bereits in Gesprächen über die auszuarbeitenden Details. "Hier geht es nicht nur um den Gazastreifen, sondern um den lang ersehnten FRIEDEN im Nahen Osten", schrieb Trump weiter.
Der US-Präsident betonte zudem: "Aufgrund der soeben von der Hamas veröffentlichten Erklärung glaube ich, dass sie zu einem dauerhaften FRIEDEN bereit sind." Nur wenige Stunden zuvor hatte Trump der Hamas eine "letzte" Frist bis Sonntag für eine Zustimmung zu seinem Friedensabkommen gesetzt und ihr gedroht.
Knackpunkt Waffenniederlegung
Die Hamas bekundete in ihrer Antwort keine Bereitschaft dazu, ihre Waffen niederzulegen, so wie es der Friedensplan vorsieht. Einverstanden zeigte sich die Islamistenorganisation allerdings damit, dass das Gebiet nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es blieb aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zustimmte, dass sie dabei keine Rolle spielen darf.
Die Zukunft des Gazastreifens und die "Grundrechte des palästinensischen Volkes" müssten in einem "einheitlichen palästinensischen Rahmen behandelt werden", sagte die Terrororganisation weiter, die Hamas müsse daran beteiligt sein. Sie habe den Vermittlerstaaten ihre Antwort übermittelt und wolle nun die weiteren Einzelheiten in Verhandlungen besprechen.
Der Plan Trumps sieht auch vor, dass sich die israelische Armee schrittweise aus dem Gazastreifen zurückzieht. Israel darf den Gazastreifen weder annektieren noch dauerhaft besetzen. Zudem sollen die Einwohner des Gazastreifens nicht zur Ausreise gezwungen werden. Eine internationale Stabilisierungstruppe (ISF) soll für Sicherheit sorgen und gleichzeitig palästinensische Polizeikräfte ausbilden.
Trump: Alle werden fair behandelt
In einer Videobotschaft dankte Trump anderen Vermittlerländern für das, was man gemeinsam erreicht habe. Er zählte Katar, die Türkei, Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien auf. "Dies ist ein großer Tag. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt." Trump betonte außerdem: "Alle werden fair behandelt werden."
Angriffe gehen trotz Trump-Appell weiter
Nach der Forderung Trumps an Israel, die Bombardierung des Gazastreifens sofort zu beenden, gehen die israelischen Luftangriffe dort nach palästinensischen Angaben aber bisher weiter. Aus medizinischen Kreisen in dem Küstenstreifen hieß es am Samstag, bei mehreren Luftangriffen in der Stadt Gaza habe es am Morgen Tote und Verletzte gegeben. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu den Angriffen.
Eine Militärsprecherin sagte aber, ein Stopp der Angriffe sei nicht offiziell von der Armee verkündet worden. Mehrere israelische Medien hatten berichtet, dass die Armee angewiesen worden sei, ihre Offensive zur Eroberung der Stadt Gaza einzustellen. Den Berichten zufolge verteidigt sich das Militär aber weiter gegen Bedrohungen vor Ort, darunter mit Luftangriffen.
Warnung vor Rückkehr nach Gaza-Stadt
Israels Armee warnte zugleich die Einwohner davor, in die Stadt Gaza zurückzukehren. Die Gegend sei weiterhin "ein gefährliches Kampfgebiet", hieß es in einer arabischsprachigen Mitteilung auf der Plattform X. Israelische Soldaten seien dort weiterhin im Einsatz. "Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollten Sie es vermeiden, nach Norden zurückzukehren."
Menschen im Gazastreifen sagten der dpa, sie seien frustriert und wütend darüber, dass es weiterhin Angriffe gebe.
US-Präsident Trump hatte zuvor einen sofortigen Stopp der Bombardierungen im Gazastreifen gefordert, um die Freilassung der Geiseln im Rahmen eines US-Plans zur Beendigung des Gaza-Kriegs sicherzustellen. Kurz zuvor hatte die Hamas Teile seines Plans - darunter grundsätzlich eine Freilassung aller Geiseln - akzeptiert, zugleich aber weitere Verhandlungen gefordert.
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