"Sieben Kriege beendet": Wieso Trump den Friedensnobelpreis fordert

Donald Trump spricht vor US-amerikanischer und israelischer Flagge.
Trump sieht sich als Präsident des "Friedens" - auch wenn er das US-Militär auf einen "Krieg von innen" einstimmt. Im Ukraine-Konflikt ist er bisher an Putins Hartnäckigkeit gescheitert.

US-Präsident Donald Trump beansprucht immer wieder den Friedensnobelpreis für sich. Der 79-Jährige rühmt sich, seit seiner Vereidigung im Jänner sieben Kriege beendet zu haben. 

Was an den Behauptungen dran ist und welche Chancen er bei der Bekanntgabe in Oslo am 10. Oktober hat:

Wie begründet Trump seine Nobelpreis-Forderung?

Trump sieht sich als Präsident des "Friedens" - auch wenn er das US-Militär kürzlich auf einen "Krieg von innen" eingestimmt und Soldaten in von Demokraten regierte Städte wie Los Angeles und Washington entsandt hat. Alleine in den ersten acht Monaten seiner zweiten Amtszeit habe er sieben Kriege beendet, behauptete er.

Um welche Kriege oder Konflikte geht es?

Trump verweist vor allem auf den Zwölf-Tage-Krieg zwischen Israel und dem Iran vom Juni, den Grenzkonflikt zwischen den Atommächten Indien und Pakistan im Mai und die Feindseligkeiten zwischen den Kaukasusrepubliken Armenien und Aserbaidschan. Das Weiße Haus führt zudem vier weitere Konfliktherde an.

Inwiefern war Trump an Friedenslösungen beteiligt?

Am deutlichsten ist seine Handschrift bei der Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran, die Trump Ende Juni verkündete. Zuvor hatten die USA auf seinen Befehl hin drei iranische Atomanlagen angegriffen und damit Druck gemacht.

Im jüngsten Grenzkonflikt zwischen Pakistan und Indien mit 70 Toten verkündete Trump am 10. Mai ebenfalls eine Waffenruhe. Während Pakistan von einer entscheidenden Vermittlerrolle der US-Regierung sprach, bestritt Indien dies allerdings.

Armenien und Aserbaidschan verständigten sich am 9. August im Beisein Trumps in Washington auf ein Ende ihrer jahrelangen Feindseligkeiten. Die NATO sprach von einem "wichtigen Schritt", einen rechtlich bindenden Friedensvertrag gibt es jedoch weiter nicht.

Überdies behauptet Trump, er habe zwischen Kambodscha und Thailand durch die Drohung mit Zöllen "Frieden" geschaffen. Eine Ende Juli nach fünftägigen Kämpfen vereinbarte Waffenruhe gilt allerdings als brüchig. Ähnliches gilt für die Demokratische Republik Kongo und Ruanda, die im Juni einen "Deal" in Washington verkündeten. Die Kämpfe sind jedoch wieder aufgeflammt.

Im Konflikt zwischen Ägypten und Äthiopien um einen Nilstaudamm, den das Weiße Haus nennt, ist Trumps Rolle nebulös. Im Fall von Serbien und der früheren Provinz Kosovo unterzeichneten beide Seiten bereits 2020 in Washington ein Wirtschaftsabkommen, ein Ende der Spannungen ist aber ebenfalls nicht in Sicht.

Wo hat Trump keinen Frieden geschaffen?

Im Wahlkampf hatte der Präsident behauptet, er könne zwischen der Ukraine und Russland "binnen 24 Stunden" für ein Ende der Kämpfe sorgen. Nachdem Trump monatelang Kreml-Chef Wladimir Putin hofiert hatte und sich zuletzt eher Ukraine-nah gab, verliefen die Bemühungen aber im Sande.

Im Gazakrieg legte Trump Ende September einen 20-Punkte-Friedensplan vor, die Zustimmung der radikalislamischen Hamas steht allerdings aus. Der frühere US-Außenminister Antony Blinken betonte zudem, es handle sich im Wesentlichen um Vorschläge, die bereits unter Trumps Vorgänger Joe Biden ausgearbeitet worden seien.

Welche Chancen hat Trump auf den Nobelpreis?

Trump geht selbst nicht davon aus, dass das norwegische Nobelkomitee ihm am 10. Oktober in Oslo die Auszeichnung zuspricht, weil er die Jury für unfähig hält. "Sie werden ihn irgendeinem Typen geben, der verdammt noch mal nichts gemacht hat", beschwerte er sich kürzlich.

Wer hat Trump vorgeschlagen?

US-Medien zufolge wurde der Immobilienunternehmer rund zehn Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen, zuletzt im Juli vom israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu. Dies war allerdings nach Ablauf der Vorschlagsfrist, die kurz nach Trumps Vereidigung Ende Jänner auslief.

Warum will Trump den Nobelpreis noch?

Er äußert immer wieder Missgunst über den früheren US-Präsidenten Barack Obama, der den Friedensnobelpreis 2009 zugesprochen bekam, nach nicht einmal neun Monaten im Amt. Trump sagte dazu: "Ich wurde in einer viel größeren, besseren, verrückteren Wahl gewählt (als Obama)." Zudem habe der Demokrat nicht die Zusammenarbeit zwischen den Völkern gefördert wie vom Nobelkomitee gepriesen, sondern "eine Menge Zwietracht und Hass gesät".

(Von Léon Bruneau und Stephanie Lob/AFP)

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