Trumps Plan: Was bis zu einem Ende des Krieges in Gaza geschehen muss

US President Trump and Israeli Prime Minister Netanyahu press conference at the White House
Was Trumps 20-Punkte-Plan für den Gazastreifen vorsieht und was passiert, sollte die Hamas nicht zustimmen.

aus Tel Aviv Norbert Jessen

US-Präsident Donald Trump lobt seinen 20-Punkte-Plan für Gaza als „ewigen Frieden für Nahost“. Doch bei Bekannt­gabe des Plans, ge­meinsam mit Isra­els Premier Ben­jamin Netanjahu, war nur Eines voll und ganz gesi­chert: Die Zu­stimmung der mili­tanten Islamis­ten von der Hamas im Gazastrei­fen steht noch aus.

Was wäre der erste Schritt, sobald Israel und Hamas zugestimmt haben?

Spätestens 72 Stunden nach offizieller Annahme durch beide Seiten muss die Freilassung aller Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas beginnen. Dar­unter befinden sich auch 31 in der Gefangen­schaft Verstorbene. Gleich­zeitig werden alle Kampfmaßnah­men eingestellt. Auch die israelischen Luftangriffe. Es beginnt auch der Abzug der israe­lischen Armee. Dieser erfolgt in mehreren Phasen und mit ei­nem Zeitplan, die noch auszuhan­deln sind. Offen ist dabei: Wie breit soll die ge­planten Puf­ferzone vor dem Trennzaun zu Gaza sein: 100 Meter? Ein Kilome­ter?

PALESTINIAN-ISRAEL-CONFLICT

Wird Israel wieder palästinensische Gefangene freilassen? 

Ja, im Gegenzug wird Israel über 2000 verurteilte Strafgefangene aus den Gefängnissen entlassen. Darunter befinden sich 250 Lebens­längliche. Für jede überführte Lei­che entlässt Israels 15 Gefange­ne. Dazu erforderliche Listen ste­hen noch nicht fest. Offen ist dabei noch, ob auch politische Persönlichkeiten auf die Liste kommen - wie Marwan Bargu­ti. Er hätte beste Aussichten auf die Führung der PLO-Regierung in Ramallah.

Was geschieht mit den Hamas-Kämpfern?

Entlassene Vete­ranen der Hamas übernahmen in der Vergangenheit meist Füh­rungspositionen in der Organisati­on. Sie sollen daher ins Exil ge­hen. Niedrigere Ränge können zurück in den Gazastrei­fen. Doch erst nach einer schriftli­chen Verpflichtung, sich in Zu­kunft nicht mehr am be­waffneten Kampf zu beteiligen. Auch arabi­sche und muslimische Staaten werden zögern, Hunderten Ge­wohnheitsterroristen Exil zu bie­ten. Ausdrücklich heißt es im Text der USA auch: Bewohner Gazas dürfen nicht zum Verlassen des Gazastreifens gezwungen werden.

Als Organisation soll die Hamas auf eine zukünftige Regierungs­teilnahme verzichten. Stattdessen übernimmt ein parteiloses Techno­kraten-Kabinett. Eine in­ternationale Interimstruppe soll eine Ent­waffnung im Gazastreifen einleiten und beauf­sichtigen. Temporär beauf­sichtigt von einem „Frie­densrat“, mit dem Vorsitzenden Donald Trump und bekannten Mit­gliedern, wie dem britischen Ex-Pre­mier Tony Blair.

PALESTINIAN-ISRAEL-CONFLICT-GAZA

Was aber passiert, wenn die Ent­waffnung nur stockend voran kommt? 

Oder wenn marodierende Terrorzel­len Israel angreifen? Israel fordert dann „freie Hand“ zum Gegen­schlag. Weshalb bislang noch kein Land offiziell in die Teilnahme an einer internationalen Truppe eingewil­ligt hat, auch kein arabisches. Die USA unterstützen beim Wiederaufbau eine Führungs­rolle des Emirats von Katar. Ägyp­ten und die Verei­nigten Arabi­schen Emirate miss­trauen dem Öl- und Gasriesen. 

Was geschieht, wenn die Ha­mas ablehnt?

Trump versprach Is­rael dafür „vollen Rück­halt“ für die Fortführung des Krie­ges. Das aber soll die Umsetzung der 20-Punkte nicht stoppen. Isra­el soll dann eroberte Gebiete nach einer Säuberung von allen Hamas-Zellen an die internationa­le Kontrolltruppe übergeben. Soll heißen: Hamas soll vor die Wahl gestellt werden werden: Kapitula­tion oder der vollständige Verlust des Gazastreifens. Die islamistische Konkurrenz der Hamas, die Dschihad-Bewegung, kritisierte bereits die Bereitschaft der Hamas zu verhandeln. Sie drohte mit der un­abhängigen Fortführung der Kampfmaßnah­men: „Dies ist ein Netanjahu-Ab­kommen, das abgelehnt wer­den muss.“

Wie also lauten die Chancen für ein tatsächliches Ende des Krieges ?

Auf den ersten Blick hat der jüngste Friedensplan der USA keine guten Chancen. Doch US-Präsident Trump hat Verbündete in Nahost, die sowohl als auf Israel als auch die Hamas Seiten Druck ausüben können. Ge­rade der Widerstand auf beiden Seiten zeigt, dass seine Gegner verunsi­chert sind. Finanzminister Bezalel Smotrich, einer der rechtsextre­men Koalitionspartner Netanjahus, fürchtet sich vor einer Hiobsbot­schaft aus Washington. Bislang galt Trump in Siedlerkrei­sen als vertrauenswürdiger als Netanjahu. Am Montag ge­stand Smotrich: „Nur noch der Feind kann uns erlösen. Dadurch, dass er ab­lehnt.“  

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