Film-Stopp: Sony verteidigt sich, Nordkorea droht

Pjöngjang will mit der Cyber-Attacke auf Sony nichts zu tun haben. Der Film könnte nun doch publik werden.

Nordkorea hat nach eigenen Angaben nichts mit der Cyber-Attacke auf Sony Pictures zu tun und droht nach entsprechenden Vorwürfen aus den USA mit „ernsthaften Konsequenzen“. Das Außenministerium in Pjöngjang warf den USA am Samstag Verleumdung vor. Zugleich schlug es eine gemeinsame Untersuchung zu der Cyberattacke vor. „Wir können zeigen, dass wir mit dem Fall nichts zu tun haben“, wurde ein Sprecher von den Staatsmedien zitiert. Falls die USA den Vorschlag ablehnten und wie angekündigt Maßnahmen gegen Nordkorea ergriffen, würden sie „ernsthafte Konsequenzen“ zu spüren bekommen.

Das FBI hatte Nordkorea für den Hackerangriff verantwortlich gemacht. Ihr lägen ausreichend Informationen vor, wonach Nordkorea hinter dem Hackerangriff auf das Hollywood-Studio stecke, teilte die US-Bundespolizei mit. Sony Pictures war im November Opfer einer beispiellosen Cyber-Attacke geworden. Nach jüngsten Terrordrohungen wurde wie berichtet die geplante Premiere der Nordkorea-Satire „The Interview“ des Hollywood-Studios abgeblasen.

US-Außenminister John Kerry verurteilte die Attacke und die Drohungen als „Verstoß gegen internationale Normen“. Das Vorgehen sei „ein dreister Versuch eines isolierten Regimes, freie Meinungsäußerung zu unterdrücken“. US-Präsident Barack Obama kündigte an: „Wir werden darauf entsprechend antworten, wann und wie wir es wollen.“ Er nannte es aber einen Fehler des Filmstudios, den Kinostart abzusagen. „Wir können nicht in einer Gesellschaft leben, in der irgendein Diktator irgendwo anfängt, in den USA Zensur auszuüben (mehr dazu hier).“

USA streben internationale Reaktion an

Die USA streben Regierungskreisen zufolge eine internationale Reaktion auf den Nordkorea angelasteten Hackerangriff an. Es gebe dazu bereits Gespräche mit Großbritannien, Australien, Neuseeland, Japan und Südkorea, sagte ein Regierungsvertreter einer Nachrichtenagentur am Samstag. Auch versuche man China und Russland dazu zu bewegen, ihren Einfluss auf Nordkorea geltend zu machen.

"Wir besitzen keine Kinos. Wir können nicht entscheiden, ob ein Film in einem Kino gezeigt wird oder nicht."

Der Chef von Sony Entertainment, Michael Lynton, entgegnete, der Präsident, die Medien und die Öffentlichkeit wüssten nicht, was wirklich passiert sei. Sony Pictures sei nach dem Hackerangriff sowie den Drohungen gegen Kinos und Kinogänger nicht eingeknickt, sagte er in einem CNN-Interview. Ein Filmtheater nach dem anderen habe Sony mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt habe es keine andere Wahl gegeben, als die für den 25. Dezember geplante Premiere abzusagen. "Wir besitzen keine Kinos. Wir können nicht entscheiden, ob ein Film in einem Kino gezeigt wird oder nicht."

Verbreitung auf anderen Kanälen?

Am Samstag wurde auch bekannt, dass der Chef des Sony-Konzerns in Japan, Kazuo Hirai, sich Medien zufolge schon frühzeitig besorgt um die Nordkorea-Satire „The Interview“ gezeigt hatte. Bereits im Juni habe Hirai Anstoß an einzelnen Szenen in dem Film genommen, berichtet die „Los Angeles Times“ am Samstag. Die Zeitung griff E-Mails zwischen der Sony Corp. in Tokio und dem Filmstudio in Kalifornien auf, die Hacker nach ihrem Angriff auf das Unternehmen im Netz veröffentlicht hatten. Aus dem Mail-Verkehr geht hervor, dass Hirai von Juni an mehrmals die Entschärfung der Schlussszene verlangte und schließlich auch erwirkte.

Sony denkt indessen nach, den Film nun anderweitig unter die Interessierten zu bringen. Man habe "sofort" nach dem Kino-Stopp mit der Suche nach Alternativen begonnen, um den Film "auf einer anderen Plattform zu veröffentlichen", erklärte der Konzern. "Es ist noch immer unsere Hoffnung, dass Jeder, der den Film sehen möchte, auch die Gelegenheit dazu bekommt." Diskutiert wird nun unter anderem, den Film nur auf DVD zu veröffentlichen oder über Streaming-Dienste anzubieten.

Bis zu 500 Millionen Dollar Kosten

Der Hackerangriff könnte Sony nach Einschätzung von Experten übrigens mehrere hundert Millionen Dollar kosten. Insgesamt sei mit einem finanziellen Schaden von bis zu 500 Millionen Dollar (409 Millionen Euro) zu rechnen, sagte Hemanshu Nigam von der Beraterfirma SSP Blue.

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