Keir Starmer, Chef der oppositionellen Labour Partei, nannte den Bericht „ein Monument der Arroganz“ von Johnsons Regierung.
Auf diverse Rufe nach seinem Rücktritt ging der Premier nicht ein. Mit einer Entschuldigungstour versuchte er dafür, die neuesten Party-Wogen zu glätten. Er übernehme die „volle Verantwortung für meine Fehler“ und die Regelbrüche, sagte Johnson im Parlament. „Ich habe eine Lektion gelernt“. Außerdem gab er zu, seine Überzeugung, dass COVID-Regeln nie gebrochen wurden, habe sich als falsch herausgestellt. Auch eine Pressekonferenz und ein Treffen mit Tory-Mandataren am späteren Mittwoch sollten Johnson seine Zukunft sichern helfen.
Schon vor Vorlage des Partygate-Endberichts hatte die BBC mit Einblicken anonymer Augenzeugen für Aufsehen gesorgt. So habe es unter Regierungsmitarbeitern regelmäßig WTF, „Wine Time Friday“, gegeben.
Nach einigen Feiern übernachteten manche sogar in der Downing Street, und mindestens einmal wurden am Morgen danach überlaufende Mülleimer und leere Flaschen vorgefunden.
Der Daily Mirror berichtete sogar von einer WhatsApp-Gruppe, in der eine Person ein Foto von Alkoholflaschen verschickte mit den Worten: „Die Bar ist offen“.
66 Prozent der Briten forderten laut einer Umfrage von Savanta ComRes Johnsons Rücktritt, wenn der Partygate-Bericht sehr schlecht ausfallen sollte. Der Premier stand am Mittwoch also unter extremem Druck. Mehrere seiner Tory-Mandatare forderten öffentlich seinen Rücktritt. Tobias Ellwood, fragte seine Parteikollegen, ob sie Johnson weiterhin „Tag für Tag öffentlich verteidigen“ wollten. Für eine Vertrauensabstimmung sind 54 Misstrauensbriefe nötig.
Ein Experte der BBC hält eine solche aber mittlerweile für weniger wahrscheinlich, weil Ermittlungen der Londoner Polizei Johnson wertvolle Zeit verschafften. Dass sie ihm, zur Überraschung vieler, nur eine von insgesamt 126 Geldstrafen aufbrummte, scheint auch so manche Tory-Gemüter beruhigt zu haben. Der Premier inszeniert sich in letzter Zeit als Unterstützer der Ukraine gegen die russische Invasion. Er muss sich allerdings noch einer Untersuchung stellen, ob er das Unterhaus in Sachen Partygate belogen hat.
Johnson meinte am Mittwoch aber, es sei jetzt Zeit „to move on“, also nach vorne zu blicken. Seine Regierung will in die Offensive gehen und eine Sondersteuer auf Zusatzgewinne von Energiefirmen ankündigen, um ärmeren Briten im Kampf gegen die hohe Inflation unter die Arme zu greifen.
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