Nach Beziehungsstreit schmilzt Johnsons Rückhalt bei Wählern

Boris Johnson verweigert jeden Kommentar zu seinem Beziehungsstreit
Boris Johnson glaubte sich schon sicher als künftiger Premier. Ein Beziehungsstreit bringt den Konservativen unter Druck.

Nach einem sehr heftigen und lautstarken Streit mit seiner Freundin und einem Polizeieinsatz am Freitag gerät Boris Johnson zunehmend unter Druck. Der bisherige Favorit für die Nachfolge von Theresa May als Regierungs- und Tories-Chef verliert an Boden gegenüber seinem innerparteilichen Rivalen Jeremy Hunt: Der liegt nun in Umfragen unter allen Wählern drei Prozentpunkte vor Johnson. Noch am Donnerstag hatte Johnson acht Prozentpunkte Vorsprung. Unter konservativen Wählern führt Johnson noch immer, aber der Rückhalt schmolz von 55 auf 45 Prozent.

Wütender Großspender

Ein großzügiger Unterstützer der konservativen Partei wird vom Guardian aufgebracht zitiert, dass die Affäre der Partei schade. Sie werde zur Lachnummer, beklagt der namentlich nicht genannte Großspender, der eine halbe Million Pfund springen hatte lassen.

Doch Johnson verweigert nach wie vor jede Erklärung für den Streit mit seiner Lebensgefährtin Carrie Symond. Der 55-jährige Johnson, der sich derzeit von seiner zweiten Frau scheiden lässt, wollte sich dazu nicht äußern. Der Brexit-Befürworter sagte nur, dass sich die Parteimitglieder nicht dafür interessierten. Diese wollten lieber seine Pläne für Großbritannien und den Austritt aus der EU hören.

Kein Wort zur Privataffäre fand sich daher auch in seiner Kolumne in der britischen Zeitung Telegraph am Montag. Da schrieb der Brexiteer ausschließlich über den Brexit. Politisch interessierte Menschen regt dabei auf, dass er offenbar noch immer keinen wirklichen Plan für den Brexit am 31. Oktober hat: "Johnson spricht davon, dass ein harter Brexit, also ein Ausstieg ohne Abkommen mit der EU, kein Problem sei. Man könne ja in der Übergangsphase ein Freihandelsabkommen schließen, sagt er. Aber es gibt keine Übergangsphase bei einem harten Brexit!", ärgert sich ein Journalist in London im Gespräch mit dem KURIER.

Nachbarn angefeindet

Doch viel mehr als die politischen Fragen erregt der Polizeieinsatz am frühen Freitagmorgen in Johnsons Wohnung in Südengland die Gemüter. Seine Anhänger, darunter auch viele Frauen, kritisieren, dass die Nachbarn die Polizei wegen der lautstarken Auseinandersetzung zwischen Johnson und Symond gerufen hatten. Sie unterstellen den Nachbarn politische Motive und nicht die Sorge um die laut schreiende Frau. Und namentlich nicht genannte "Freunde" Johnsons ließen am Montag die Medien wissen, Johnson und Symond wollten nach wie vor heiraten.

Die 160.000 Tory-Mitglieder müssen sich bis 22. Juli per Briefwahl zwischen Johnson und Hunt entscheiden.

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