Ohne Stopp Putins kommt es zur "Katastrophe", so Selenskij

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij steht am Mikrofon bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Der ukrainische Präsident richtete sich in seiner Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz auch an Donald Trump. Selenskij und auch der deutsche Kanzler Olaf Scholz forderten in München mehr Hilfe für die Ukraine ein.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat die Weltgemeinschaft zu Entschlossenheit im Kampf gegen Russland aufgerufen. "Wenn wir jetzt nicht handeln, wird es (Russlands Präsident Wladimir) Putin gelingen, die Welt zu einer Katastrophe zu machen", sagte Selenskij am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Russland habe im Angriffskrieg gegen die Ukraine nur einen entscheidenden Vorteil: "Menschliches Leben hat keinen Wert für den russischen Staat."

Machthaber "Putin tötet, wen auch immer er will", sagte Selenskij.

Selenskij: "Putin ist eine Gefahr für alle freien Nationen"

Erst am Freitag habe Putin eine klare Botschaft an die Sicherheitskonferenz übermittelt, indem er einen russischen Oppositionellen ermordet habe, sagte er mit Blick auf den Tod des inhaftierten Regierungskritikers Alexej Nawalny. "Putin ist eine Gefahr für alle freien Nationen." Es müsse klar sein, dass es für die Zukunft Putins nur zwei Optionen gebe: Entweder der russische Präsident lande vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag oder er werde getötet.

Abzug der ukrainischen Streitkräfte aus Awdijiwka

Selenskij bestätigte in seinem Auftritt auch den Abzug der ukrainischen Streitkräfte aus dem seit Monaten umkämpften Awdijiwka, die in der Nacht verkündet worden war. Die Entscheidung sei getroffen worden, "um ukrainische Menschenleben zu retten".

Selenskij fordert in München Luftabwehrsysteme

Um gegen Russland wieder erfolgreich sein zu können, müsse die Ukraine die Lufthoheit erringen. Erforderlich dafür seien zunächst mehr Luftabwehrsysteme, sagt Selenskij. "Wir haben zu wenig davon." In Gebieten, wo die Ukraine die Lufthoheit habe, sei eine Normalisierung des Lebens möglich. Und: "Es wird möglich, dass unsere Soldaten vorwärts kommen." Selenskij verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung von Drohnen: "Wir werden in der Lage sein, sie in diesem Jahr zu überraschen", sagte er mit Blick auf die russischen Streitkräfte.

Worte an Donald Trump

Selenskij ließ in seiner Rede auch mit einer Einladung an den früheren US-Präsidenten Donald Trump aufhorchen. "Wenn Trump kommt, bin ich bereit, mit ihm an die Front zu gehen", sagte er. "Entscheidungsträger müssen wissen, wie der Krieg in Realität ist und nicht nur, wie er auf Instagram ist."

Selenskij sprach unmittelbar nach dem Auftritt des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz und dankte für die deutsche Sicherheitsvereinbarung, die eine Zusage langfristiger Unterstützung und weiterer Waffenlieferungen ist. Selenskij warnte, je länger der Krieg dauere, desto größer sei die Gefahr einer Ausweitung sowie einer weiteren Beschädigung der internationalen Ordnung.

Deutscher Kanzler fordert mehr Hilfe für die Ukraine 

Wie Selenskij forderte der deutsche Kanzler Olaf Scholz auf der Münchner Sicherheitskonferenz mehr Hilfe für die Ukraine ein. "Ohne Sicherheit ist alles andere nichts", betonte Scholz. Er nahm mit seiner Aussage Anleihe beim legendären früheren SPD-Bundeskanzler Willy Brandt, der am Höhepunkt des Kalten Krieges im Jahr 1981 gesagt hatte: "Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts." Er werbe mit einigen anderen Europäern "ganz eindringlich" dafür, dass in allen EU-Hauptstädten die Ukraine-Militärhilfe nun aufgestockt werde, sagte Scholz und verwies auf die deutsche Verdopplung der Militärhilfe für die Ukraine. Russland rüste zwar auf, aber Europa habe eine viel größere Wirtschaftskraft, um in einem Rüstungswettlauf zu bestehen.

Die USA hätten der Ukraine seit Kriegsbeginn etwas mehr als 20 Milliarden Dollar an militärischer Hilfe pro Jahr geleistet, bei einem Bruttoinlandsprodukt von 28 Billionen Dollar, sagte der deutsche Kanzler. "Eine vergleichbare Anstrengung muss doch das Mindeste sein, was auch jedes europäische Land unternimmt", mahnte Scholz. "Schließlich reden wir über die größte Sicherheitsbedrohung auf unserem Kontinent", fügte er hinzu. Der Frage, ob Deutschland doch noch Taurus-Marschflugkörper liefern werde, wich er mit dem Hinweis darauf aus, dass man mittlerweile zweitgrößter Waffenlieferant der Ukraine sei. "Schritt für Schritt entscheiden wir dann je nach Lage, was getan werden muss zum richtigen Moment."

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