Mueller und Barr: Belastungsprobe für eine Männerfreundschaft

Justizminister Barr und Sonderermittler Mueller kennen einander seit Jahrzehnten
Sonderermittler Mueller und Justizminister Barr kennen einander seit den 80ern. Jetzt sind sie in unterschiedlichen Lagern.

Spricht er von Robert Mueller, benutzt US-Justizminister William Barr nur ein Wort: Bob. Jene beiden Herren, die in der Russland-Affäre um US-Präsident Donald Trump jetzt in unterschiedlichen Lagern gelandet zu sein scheinen, verbindet eine lange Freundschaft. Eine, die mit Barrs umstrittener Zusammenfassung von Muellers Bericht derzeit zumindest eine Belastungsprobe durchlebt.

Sonderermittler Mueller hatte monatelang recherchiert, ob es eine strafbare Zusammenarbeit zwischen Trumps Umfeld und dem Kreml vor der Wahl 2016 gegeben hatte. Seinen Bericht hatte er zunächst an den Justizminister übergeben, der daraufhin eine kurze Zusammenfassung veröffentlichte. Das auf vier Seiten zusammengefasste Fazit William Barrs: Trump ist unschuldig.

Zwei Briefe soll Sonderermittler Mueller in den vergangenen Tagen an seinen Freund Barr geschrieben haben. Darin habe er sich über die kurzen Schlussfolgerungen aus seinem 448 Seiten umfassenden Bericht beschwert, heißt es. Allem Anschein nach will Mueller Barrs simples Fazit nicht so im Raum stehen lassen.

Als der Justizminister im Februar der Presse die Zusammenfassung präsentierte, war Mueller nicht dabei. Beobachter in Washington hatte das verwundert. Sie werteten das durchwegs als Geringschätzung.

Respekt

Mueller und Barr kennen einander seit den 1980er-Jahren. Als Barr unter Bush sen. schließlich zunächst Vizejustizminister und dann Justizminister wurde, war Mueller sein Stellvertreter, verantwortlich für Strafrecht. In diesen Jahren traten sie oft gemeinsam vor die Presse. Und ihre Wege kreuzten sich in den darauffolgenden Jahren oftmals.

Perfektes Paar

Kollegen aus der Zeit unter Bush sen. beschrieben die Paarung Barr-Mueller als perfekt. Oft hätten die beiden einander widersprochen, hätten debattiert, unterschiedliche Positionen abgewogen – aber immer auf Augenhöhe und in größtem Respekt voreinander: Barr, der Schnellschießer mit dem Blick auf die großen Zusammenhänge im Rahmen der Verfassung; Mueller der Intellektuelle, der ins Detail ging, Entscheidungen lange abwog, aber immer eine Richtung hatte. Und zwar: die durchgängige Festigung des Rechtsstaates.

Daraus wurde etwas, was Beobachter als Freundschaft bezeichnen. So waren die Muellers zu Gast bei Hochzeiten von zwei Töchtern der Barrs. Auch bei Barr-Weihnachtsfeiern waren die Muellers gern gesehene Gäste. Und die Ehefrauen der beiden, Christine Moynihan-Barr und Ann Mueller, besuchen bis heute denselben Bibelkreis.

In einem Brief an den Senat hatte Mueller geschrieben, Barrs Zusammenfassung gebe nicht „den gesamten Kontext, die Natur und die Substanz“ sowie die Schlussfolgerungen seines Berichts wieder.

In seiner Anhörung vor dem Senat zeigte sich Barr davon unbeeindruckt. Viel eher warf er Mueller vor, keine Schlussfolgerungen getroffen zu haben. Reue über die Art und Weise seiner Zusammenfassung zeigte er nicht.

Fortsetzung folgt. Vermutlich Mitte Mai wird Mueller vor dem Kongress aussagen.

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