Montenegro: Djukanovic lässt sich wieder krönen

Montenegro: Djukanovic lässt sich wieder krönen
Nach kurzer Pause kehrt Langzeitherrscher Milo Djukanovic, einer der reichsten Politiker auf dem Balkan, wieder zurück an die Macht.

Vom Premierminister zum Präsidenten und dann wieder zurück – diese politischen Scharaden hat vor Wladimir Putin schon ein anderer erfunden und höchst erfolgreich exerziert: Milo Djukanovic, seit zwanzig Jahren der mächtigste Mann der kleinen Adriarepublik Montenegro, kehrt nach kurzer Pause von zwei Jahren, in der er nur seine "Demokratische Partei der Sozialisten" (DPS) führte, an die Regierungsspitze zurück. Die DPS gewann am Sonntag nach zwei Jahrzehnten währender Dauerregierung auch die jüngsten Wahlen. Alle Agenden will der vielfache Ex-Premier und Präsident nun wieder selbst übernehmen.

Wirklich weg von der Macht war der wegen seiner scharfen Zunge als "Rasiermesser" geziehene Djukanovic nie. Auch vom Hintergrund aus zog er alle Fäden, jede wichtige Entscheidung, von den zahlreichen umstrittenen Privatisierungen bis hin zu Postenbesetzungen, in der nur knapp 700.000 Einwohner zählenden Republik unterliegt seinem Einfluss.

Djukanovic gelang das Kunststück, mit einem durchschnittlichen offiziellen Monatseinkommen von umgerechnet rund 1400 Euro ein Vermögen von geschätzten 11 Millionen Euro anzuhäufen. Noch besser steht sein Bruder Aleksandar da: Dieser soll laut Medienberichten weit mehr als 100 Mio. Euro besitzen, auch Schwester Ana, Besitzerin einer Anwaltsfirma, soll mehrfache Millionärin sein.

Im Sand verlaufen

Sämtliche Untersuchungen nach dem Ursprung des Familienwohlstands von Djukanovic verliefen bisher im Sand. Auch ein Verhör im italienischen Bari ergab 2008 nicht genug Beweismaterial gegen den als "Paten des Zigarettenschmuggels der 90er-Jahre" gehandelten Politiker, um gegen ihn Anklage zu erheben. Dass jahrelang Milliarden Zigaretten von Montenegro über die Adria nach Italien geschmuggelt wurden, dementiert Djukanovic nicht, sehr wohl aber, persönlich davon profitiert zu haben. Laut einem Bericht der italienischen Anti-Mafia-Kommission stammte in den 90er-Jahren die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes Montenegros aus dem Zigarettenschmuggel.

An die Macht kam Djukanovic 1992, damals noch als politischer Ziehsohn von Diktator Slobodan Milosevic. Als er sich von diesem abwandte, stieg der junge Politiker zum Darling Europas auf und präsentierte sich trotz aller Korruptionsgerüchte als Partner Brüssels. 2006 führte Djukanovic das kleine Land in die Unabhängigkeit. Bei den nun bald beginnenden Beitrittsgeprächen zur EU wird Djukanovic wieder ganz vorne dabei sein.

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