Missbrauch: Dunkle Wolken über dem Vatikan
Bei der Kinderschutz-Konferenz im Vatikan ist weiter große Betroffenheit spürbar. "Die Heiler der Seele haben sich in Mörder der Seele verwandelt", hatte ein Missbrauchsopfer in einer Videoeinspielung bei der Eröffnung am Donnerstag geklagt. Die Frau war dreimal von einem Priester schwanger geworden und musste abtreiben.
Am Freitag ging es mit Vorträgen der Bischöfe weiter, es gab auch erste konkrete Vorschläge, wie man Missbrauch künftig verhindern könnte. Allen Teilnehmern des Gipfels wurde ein UNICEF-Dossier über das Thema in die Hand gedrückt. Ein ausdrücklicher Wunsch von Papst Franziskus, der einen 21-Punkte-Plan vorlegte.
Dieser schlägt u. a. vor, wie Missbrauch gemeldet werden müsse, und enthält Anweisungen zum Umgang mit Tätern und Opfern. Künftig sollen, so der päpstliche Wunsch, verstärkt Laien und Nichtkleriker bei Ermittlungen eingebunden werden.
Papst: 21 Punkte gegen Missbrauch
Ein Vorschlag, den der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, in seiner Rede aufgriff. Aussagen von Missbrauchsopfern seien kein Angriff auf die Kirche, sondern eine Hilfe beim Erkennen der Tragödie und beim Aufbau neuer Strukturen. Cupich sprach sich für die Einrichtung von Online-Portalen oder Telefon-Hotlines aus, wo Opfer Missbrauchsfälle melden können.
Anzeigepflicht
Die Bischöfe diskutierten erstmals konkrete rechtliche Vorschläge. Sie sollen ermöglichen, Bischöfe abzusetzen, die bei Missbrauchsfällen versagt haben. Es müsse weiters die Pflicht geben, Missbrauchsfälle bei der Justiz des jeweiligen Landes zu melden.
Deutsche Bischöfe ließen mit der Forderung nach mehr Machtkontrolle, einer Kirchengerichtsbarkeit und der klaren Selbstverpflichtung zur Aufklärung von Straftaten aufhorchen. Die Gipfelteilnehmer müssten deutlich machen, dass „wir Konsequenzen ziehen und lernen wollen“, erklärte Kardinal Reinhard Marx.
Er erwähnte die Wichtigkeit eines Schuldbekenntnisses gegenüber den Opfern. Dies wird für heute, Samstag, im Rahmen der Bußfeier erwartet.
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