Minsk: Gegen Ryanair-Flugzeug lag Drohung der Hamas vor
Gegen das zur Landung in Minsk gezwungene Ryanair-Flugzeug lag nach Angaben der weißrussischen Regierung ein Drohschreiben der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vor. In der E-Mail habe es unter anderem geheißen, dass an Bord der Maschine "eine Bombe deponiert" sei, sagte am Montag der Chef der Luftfahrt-Abteilung im belarussischen Transportministerium, Artem Sikorski, vor Journalisten.
Zum Beleg las er nach eigenen Angaben eine russische Übersetzung der angeblich auf Englisch abgefassten E-Mail vor. In der E-Mail hieß es laut Sikorski: "Wir, Soldaten der Hamas, fordern, dass Israel die Angriffe auf den Gazastreifen einstellt. Wir verlangen, dass die Europäische Union ihre Unterstützung für Israel einstellt."
Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, "wird eine Bombe (an Bord des Ryanair-Flugzeuges) über Vilnius explodieren", las der Ministeriumsvertreter weiter aus der seinen Angaben zufolge russischen Übersetzung der E-Mail vor. Weshalb die Hamas bereits nach dem geltenden Waffenstillstand derartige Forderungen stellen und diese ausgerechnet an den Minsker Flughafen senden sollte, wurde laut Medienberichten jedoch nicht thematisiert.
"Besatzung entschied selbst"
Die belarussische Luftwaffe versicherte unterdessen, die Besatzung der Ryanair-Maschine habe selbst beschlossen, in Minsk zu landen, nachdem sie über die Bombendrohung informiert worden sei. Es habe keinen Zwang von außen gegeben, sagte Luftwaffen-Chef Igor Golub. Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte zuvor eine eindeutig andere Version geliefert: "Es war eine staatlich geförderte Entführung," sagte er. Er gehe auch davon aus, dass an Bord der Ryanair-Maschine Agenten des belarussischen Geheimdienstes KGB gewesen seien.
Nach kapern eines Passagierjets und Festnahme eines Regimekritikers: EU-Sanktionen gegen Belarus
Die Ryanair-Maschine war am Sonntag auf dem Weg von Athen nach Vilnius, als sie von einem belarussischen Kampfjet zur Landung in Minsk geleitet wurde. Dort wurden der im Exil lebende belarussische Oppositionelle Roman Protassewitsch und seine Freundin festgenommen.
Kommentare