Militärexperte Reisner: "Die Ukraine setzt jetzt alles auf eine Karte"

Ukrainian service members attend military drills in Dnipropetrovsk region
Warum ein Erfolg in den nächsten Wochen für die Ukraine so wichtig wäre und warum F-16-Kampfjets entscheidend wären.

Von Elias Natmessnig und Marlene Pichelmayer

Die Gegenoffensive der Ukraine nimmt an Fahrt auf. In den letzten Tagen hat man Geländegewinne im Südosten erzielen können. Doch gleichzeitig gibt es an anderen Frontabschnitten weiter nördlich auch Erfolge der russischen Seite. Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer ist einer der profundesten Experten im Ukraine-Krieg. Im KURIER-Interview spricht er über die Hintergründe der Gegenoffensive, Munitionsfragen und was die Aussage eines hohen Nato-Mitarbeiters bedeutet, der der Ukraine Gebietsabtretungen im Gegenzug für einen NATO-Beitritt nahelegt.

KURIER Herr Reisner, Die ukrainische Armee sagt, sie habe in den letzten Tagen an einigen Abschnitten Fortschritte gemacht. Stimmt das?

Markus Reisner: Es ist den Ukrainern gelungen, sich in einigen der Vorposten-Stellungen der Russen festzusetzen und auch das eine oder andere Dorf einzunehmen. Aber das Ganze findet immer noch vor den russischen Hauptverteidigungslinien statt, die sich vom Süden bei Zaporischja bis hinauf in den Norden bei Kupyansk ziehen.

Militärexperte Reisner: "Die Ukraine setzt jetzt alles auf eine Karte"

Eine große Hürde beim ukrainischen Vorstoß sind die dichten russischen Minenfelder. Wie hat man die überwinden können?

Die erste Möglichkeit ist, dass man diese Gebiete mit Spezialfahrzeugen durchquert, die die Minen räumen. Auf diese Weise kann man eine Schneise durch das Minenfeld bahnen. Bei der zweiten Möglichkeit arbeitet man ganz gezielt mit Sprengstoff, genauer gesagt mit sogenannten Spreng-Schnüren. Diese werden über das Minenfeld geschleudert und wenn die Schnur zu Boden fällt, wird sie gezündet. Damit schafft man auch eine Schneise im Minenfeld. Die große Herausforderung ist, dass diese Spezialgeräte natürlich nur in begrenztem Maß verfügbar sind. Und seit Beginn der Offensive hat die Ukraine auch schon einige Spezialgeräte eingebüßt.

Heißt das, dass man bei den Minenfeldern auch Schritt für Schritt mit Männern vorwärts gehen muss?

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