Allein der Umstand, dass Milley sich zu dieser öffentlichen Klarstellung veranlasst gesehen hatte, löste in Washington größtes Unbehagen aus: Würde Trump, der Commander-in-Chief, am Ende seine Niederlage gegen Joe Biden mit Hilfe der Streitkräfte abwenden wollen?
Unmittelbar vor der Kongress-Sitzung am Mittwoch, in der Bidens Sieg gegen den Willen etlicher Republikaner endgültig ratifiziert wird, und parallel zu bekannt gewordenen Telefon-Erpressungsversuchen Trumps, das Wahlergebnis im Südstaat Georgia nachträglich zu seinen Gunsten zu fälschen, sehen jedenfalls alle zehn noch lebenden Ex-Verteidigungsminister Amerikas Anlass zu einem noch lauteren Weckruf.
In einem von ehemaligen Pentagon-Chefs wie Leon Panetta, Dick Cheney, Robert Gates, Chuck Hagel und Donald Rumsfeld unterzeichneten Artikel in der "Washington Post" warnen die früheren Top-Politiker, sowohl Republikaner wie Demokraten, vor „Bemühungen“, das Militär im zuletzt eskalierten Streit um den Wahlausgang in Stellung zu bringen. Dies würde Amerika auf „gefährliches, rechtswidriges und verfassungswidriges Gebiet“ bringen, schreiben die Polit-Prominenten. Zu ihnen gehören mit James Mattis und Mark Esper auch zwei ehemalige Verteidigungsminister im Kabinett Trump
"Friedliche Machtübergabe" gefordert
Alle zehn Unterzeichner betonen, dass die „friedliche Machtübergabe“ ein „Markenzeichen unserer Demokratie“ sei. Sollten Vertreter der noch wenige Tage amtierenden Regierung dennoch versuchen, das Militär für ihre Zwecke einzusetzen, müssten sie mit „schweren politischen und juristischen Konsequenzen“ rechnen. Über Trumps Versuche, das Wahlergebnis in letzter Minute zu kippen, sind die Ex-Minister empört. „Die Zeit des Hinterfragens der Resultate ist abgelaufen“, schreiben sie.
Was Donald Trump völlig anders sieht. Sein Versuch, den Wahlleiter Georgias, Brad Raffensberger, am Telefon zur nachträglichen Wahlfälschung zu drängen (Biden hatte dort mit knapp 12.000 Stimmen Vorsprung gewonnen) hat bis ins konservative Lager hinein Entrüstung ausgelöst. Top-Republikaner wie das Duo Mitt Romney/Paul Ryan, die 2012 als Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftskandidaten angetreten waren, erklärten, Trumps Bemühungen kratzten an den „Fundamenten unserer Republik“. Es sei schwer, sich einen noch anti-demokratischeren Akt vorzustellen, als den Versuch Trumps, die zertifizierten Wahl-Ergebnisse einzelner Bundesstaaten umzustoßen.
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