Anlandezentren? Experte hält Inseln vor Afrika für geeignet

Anlandezentren? Experte hält Inseln vor Afrika für geeignet
In Wien diskutieren EU-Innenminister neuerlich über Lager für Bootsflüchtlinge in Nordafrika. Ein Experte nimmt Stellung.

Bei der Konferenz der EU-Innenminister zum Thema „Migration und Sicherheit“ in Wien liegt der Fokus heute auf Afrika.

Im Juni haben die Staats- und Regierungschefs beschlossen, sogenannte Anlandezentren für im Mittelmeer gerettete Migranten in Nordafrika zu prüfen. Dort sollen diese dann Asylanträge stellen können. Allein – in Nordafrika will keine Regierung etwas von solchen Zentren wissen.

Warum, das erklärt der renommierte Sicherheitsexperte Wolfgang Pusztai im KURIER-Gespräch.

KURIER: Wollen die nordafrikanischen Staaten wirklich keine „Anlandeplattformen“ – oder wollen sie nur den Preis dafür in die Höhe treiben?

Wolfgang Pusztai​​​​: Prinzipiell wären solche Zentren ein gewaltiges Sicherheitsproblem für die betroffenen Staaten, weil dort Zehntausende Menschen leben würden, die man nicht ganz einsperren kann. Wenn man sie durch europäisches Militär bewachen würde, würde das nur Terrorgruppen anziehen. Lager von Marokko bis Ägypten sind daher nicht realistisch.

Was wäre realistisch?

Vor der Küste Afrikas gibt es einige Inseln, die geeignet für Anlandezentren wären. Anlandezentren sind allerdings nur eine Art von notwendiger Sofortmaßnahme, die das eigentliche Problem nicht lösen.

Wo müsste man dann ansetzen, um die Migrationsströme aus Afrika zu stoppen?

Man sollte die Migration nicht völlig stoppen, sondern eindämmen. Ein völliges Stoppen wäre für beide Seiten nicht sinnvoll. Um das Problem in den Griff zu bekommen, muss man im Rahmen einer mehrschichtigen, langfristigen Strategie zuerst mit den sogenannten Multiplikatoren umgehen. Einer ist die Demografie-Entwicklung. Wenn die Bevölkerung vor Ort so weiterwächst wie derzeit, wird es nie genug Jobs für alle geben.

Ein weiterer Multiplikator ist die Korruption: Wenn man die nicht in den Griff bekommen, wird man nie genug Geld nach Afrika schicken können. Wichtig sind auch die Umweltzerstörung, etwa die Zerstörung von Anbauflächen, und die Wassersicherheit. Und Bad Governance, schlechte Regierungsführung.

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