UNO-Hochkommissar: "9/11 war ein Wendepunkt"

UNO-Hochkommissar: "9/11 war ein Wendepunkt"
Der Österreicher Volker Türk ist UNO-Hochkommissar für Menschenrechte – und erzählt über infrage gestellte Grundnormen, Gespräche, wo man sie nicht erwartet, und internationalen Druck.

Kommen die Menschenrechte auf unserer Welt immer mehr unter die Räder – 75 Jahre nach der UNO-Menschenrechtserklärung, 30 Jahre nach der Wiener Menschenrechtskonferenz? Der KURIER fragte anlässlich eines hochkarätig besetzten Symposiums kommende Woche in Wien den UNO-Menschenrechtskommissar.

Fangen wir einmal anders an: Wo auf der Welt hat sich denn die Menschenrechtslage in den vergangenen Jahren deutlich verbessert?

Volker Türk: (Pause) Da muss ich nachdenken. Es hat in Lateinamerika, Mexiko, Argentinien, positive Entwicklungen gegeben, was Dekriminalisierung von Abtreibungen betrifft, auch in Sierra Leone, Sambia, Malaysia, wo die Todesstrafe abgeschafft oder fast abgeschafft wurde.

Weit im aufgeklärten 21. Jahrhundert präsentiert sich die Menschenrechtslage weltweit immer düsterer – ist das nur eine mediale Wahrnehmung, oder stimmt das?

Seit 9/11, den Attentaten in New York 2001, wurde es schwieriger, sowohl im globalen Süden als auch im Norden. In den USA hat man zum Teil sogar das Folterverbot in Frage gestellt, wir haben Guantanamo gesehen (Gefangenen-Lager für Terroristen ohne Verurteilung, Anm.), wir haben gesehen, was im Irak, in Afghanistan passiert ist.

Vorher war’s besser? Das war für mich ein Wendepunkt. Erinnern Sie sich: 1993 die große Konferenz für Menschenrechte in Wien, Aufbruchstimmung, da hat man gedacht, wir erobern die Welt.

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