Mein Moskau: Vom Billigparfum zum Glaspalast

Mein Moskau: Vom Billigparfum zum Glaspalast
Moskau hat sich zur boomenden Metropole gewandelt. Revue einer KURIER-Redakteurin, die die Stadt seit Jahrzehnten kennt.

Von Jana Patsch

Ich bin in der kommunistischen Tschechoslowakei aufgewachsen und konnte als Jugendliche von Reisen nach Wien oder Paris nur träumen. Wenn schon nicht in den Westen, dann eben in den Osten, dachte ich mir damals und fuhr im Frühjahr 1965 erstmals nach Moskau. Unsere Studentengruppe wurde vor Ort von Mitgliedern des Komsomol (KP-Jugend) betreut. Obwohl wir aus einem Bruderland kamen, wurden wir ständig überwacht, Fraternisieren mit den Gastgebern war unerwünscht.

Auf einem Tanzabend fragte mich ein junger Moskowiter im Flüsterton: „Stimmt es, dass es außer dem Marxismus-Leninismus noch andere Philosophien gibt?“ Moskau präsentierte sich Grau (Menschen) in Grau (Fassaden). Die Skyline wurde von Stalin-Bauten dominiert. Außer den Kathedralen im Kreml waren keine Zwiebel-Türme zu sehen. Die meisten Gotteshäuser hatten keine Kuppeln mehr und wurden als Lager oder Werkstätten genutzt.

Auf den Fundamenten des nicht realisierten, achten Stalin-Hochhauses wuchs gerade das größte Hotel der Welt, das „ Rossija“ mit 3.170 Zimmern, in den Himmel (siehe Bild oben, im Hintergrund). Schön war Moskau nur unter der Erde.

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