Höchststand seit Jänner
Momentan sind 48.553 Menschen im Vereinigten Königreich infiziert - Tendenz steigend. Der Wert ist so hoch wie seit Mitte Jänner nicht mehr, als der dritte Lockdown begonnen hat. Am Donnerstag starben 63 Coronavirus-Patienten.
(In der folgenden Grafik können Sie "Großbritannien" eingeben und die Zahlen mit jedem beliebigem Land vergleichen)
Die Regierung will an den Öffnungen am Montag festhalten. Sie bezieht sich auf die Durchimpfungsrate und die damit verbundene Entkoppelung der steigenden Infektionszahlen von den (viel langsamer) steigenden Hospitalisierungs- und Todeszahlen. Man erwarte sogar Infektionszahlen von bis zu 100.000 im Sommer. An den Öffnungen solle dies aber nichts ändern, hieß es.
Wer durch die App zur Quarantäne aufgefordert wird, tut das mehr oder weniger freiwillig. Nur die Anordnung durch Beamte des National Health Service (NHS) gilt als verpflichtend. Dennoch befürchten jetzt Betreiber und Regierungsvertreter, dass viele der über 26 Millionen User die App wieder löschen, weil sie die Pushmeldungen fürchten, berichtet die Times.
Neue Bestimmungen
Nachdem mit 19. Juli neben den meisten anderen auch die Abstandsregel fallen soll, hat die zuständige Gesundheitsagentur angekündigt, die Sensibilität der App von zwei Metern auf einen Meter herabzusetzen. Hinzu kommt, dass per Gesetz ab Mitte August nur noch jene Menschen mit Kontakt zu einer infizierten Person in Quarantäne müssen, die nicht vollständig geimpft sind, sagte Gesundheitsminister Sajid Javid am Dienstag.
Ab dem 16. August sind auch unter 18-Jährige von der zehntägigen Quarantäne befreit, wenn sie Kontakt mit einer infizierten Person hatten. Sie werden lediglich gebeten, so schnell wie möglich einen PCR-Test durchzuführen, um „Gewissheit über ihren Zustand zu erlangen“, sagte der Gesundheitsminister. Wer danach positiv ist, für den gilt weiterhin die Quarantäne.
Wirtschaft von Quarantäne betroffen
Vor allem die hohe Zahl der Arbeiter, die sich wegen eines möglichen Kontakts mit einer infizierten Person selbst isolieren müssen, trifft zunehmend die Wirtschaft. Nach Angaben des Verbands der Fleischproduzenten wurde fast jeder zehnte der 97.000 Beschäftigten von der Corona-Warn-App zur Selbstisolation aufgefordert.
Einige Unternehmen könnten gezwungen sein, ihre Produktion stillzulegen, was zu Engpässen führen könne, sagte Verbandschef Nick Allen am Freitag der BBC. Betroffen seien vor allem die lukrativsten Bereiche, etwa die Herstellung von Lammkoteletts.
Auch die Autobauer Nissan und Rolls-Royce warnten vor Folgen für ihre Produktion. Medienberichten zufolge sind Hunderte Nissan-Arbeiter betroffen. "Die Fälle gehen durch die Decke und verursachen Chaos", sagte Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös dem "Daily Telegraph".
Der Präsident des Industrieverbands CBI, Karan Bilimoria, nannte die Zahlen einen echten Schock für die Wirtschaft. "Der Personalmangel ist in allen Branchen und in allen Unternehmensbereichen akut zu spüren, insbesondere im Gastgewerbe und in der Freizeitindustrie." Er forderte eine Überarbeitung der Vorschriften zur Selbstisolation, etwa für vollständig Geimpfte. Die Pflicht zur häuslichen Quarantäne, wenn die App einen Kontakt meldet, "ruiniert die Wirtschaft", sagte Bilimoria dem Radiosender LBC.
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