Maskenkrieg in den USA: Warum Trump-Vize ausscheren musste

Maskenträger werden in den USA oft beschimpft und verhöhnt
Zu frühe Lockerung, starke Zunahme der Corona-Fälle in Texas, Florida, Kalifornien.

Die Überraschung war nicht, dass 100 Chorsänger vor 2200 Teilnehmern an einer Freiheitsfeier in einer Baptistenkirche mit Inbrunst und ohne Maske ihre Choräle schmetterten – der sorglose Umgang mit Vorsichtsmaßnahmen in Sachen Corona ist mitverantwortlich für die verheerende Covid-19-Statistik in den USA: Die 2,5 Millionen-Marke an Infektionen wurde gerade überschritten, 125.000 Corona-Tote wurden bisher gezählt.

Die Überraschung war, dass der Hauptredner der Veranstaltung in Texas, US-Vizepräsident Mike Pence, bei seiner Ankunft in der Kirche eine Mund-Nasen-Maske trug.

Maskenkrieg in den USA: Warum Trump-Vize ausscheren musste

Mike Pence bei seiner Ankunft in Texsas

Denn der Republikaner Pence zählt, so wie Präsident Donald Trump, bisher zu den Masken-Verweigerern. Während die US-Gesundheitsbehörde CDC dringend empfiehlt, Masken zu tragen, sofern nicht genügend Sicherheitsabstand zu Anderen eingehalten werden kann, hat Trump aus Maske oder Nicht-Maske einen politischen Glaubenskrieg gemacht. Er verhöhnt Joe Biden, seinen Herausforderer bei den Präsidentschaftswahlen im November, weil der Maske trägt („Als hätter er einen Rucksack über sein Gesicht gestülpt“), und Nancy Pelosi, die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die jetzt eine landesweite Maskenpflicht fordert, gleich dazu.

Maskenkrieg in den USA: Warum Trump-Vize ausscheren musste

Strandleben in Florida - als gäbe es kein Virus

Am Wochenende aber empfahl der treue Trump-Vasall Pence in einem Radio-Interview , den Verantwortlichen in den jeweiligen Staaten „mit ihrer jeweils eigenen Situation“ zu folgen und in der Öffentlichkeit Masken zu tragen. Was er in besagter Kirche dann selbst tat – um dann bei seiner Rede (ohne Maske) zu sagen, dass die USA aus der Pandemie gestärkt hervorgehen würden, dank des Glaubens, des Gouverneurs von Texas und des Präsidenten Donald Trump.

Der Auftritt war aber der Tatsache geschuldet, dass Texas, Florida und Kalifornien in den vergangen Tagen einen besonders dramatischen Anstieg an Neuinfektionen zu verzeichnen haben – nach einer möglicherweise zu frühen Lockerung der Vorsichtsmaßnahmen (während in New York und den nordöstlichen Staaten die Zahlen zurückgehen). Florida war überhaupt die Vorhut der Bundesstaaten gewesen, in denen die Bevölkerung nach dem Shutdown wieder zur Arbeit gehen konnten.

Bars wieder geschlossen

Kalifornien verordnete am Sonntag eine Schließung aller Bars, die als Hotspot für die Verbreitung des Virus gelten, Texas und Florida hatten diesen Schritt schon am Freitag gesetzt. Jetzt verordnete Gouverneur Greg Abbott auch Restaurants in Texas neue Beschränkungen wie limitierte Sitzzahl und gab zu, dass im Rückblick die Öffnung zu früh erfolgt war.

Was Schutzmasken betrifft, sprach Abbott eine Empfehlung aus, sie etwa beim Einkaufen zu tragen. Zu einer Maskenpflicht mochte er sich, ebenso wie sein Gouverneurskollege Ron DeSantis in Florida, nicht durchringen. Beide sind schließlich Republikaner. Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, verordnete schon am Donnerstag eine Maskenpflicht – er ist Demokrat.

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