Kanadas neuer Premier angelobt: Wer ist Mark Carney?


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Fast eine Dekade lang regierte Justin Trudeau Kanada. Als er zu Jahresbeginn seinen Rücktritt als Ministerpräsident verkündete, sahen die Umfragewerte für seine Partei desaströs aus, bewegten sich unter 20 Prozent. Die Konservativen hingegen im Bereich des Doppelten.
Das lag auch an Trudeau selbst, der seinen Kritikern zufolge den Fokus in den vergangenen Jahren zu sehr auf seine liberalen Ziele – etwa die Cannabis-Legalisierung – gelegt hat, anstatt sich um die wahren Alltagsprobleme der Kanadier zu kümmern, vor allem die wirtschaftlichen. Seine Einwanderungspolitik, im Zuge derer Millionen Einwanderer ins Land kamen, hielten zudem viele für zu progressiv, auch er selbst am Ende. Bis Oktober müssen Parlamentswahlen abgehalten werden, die wollten immer weniger Liberale mit Trudeau an ihrer Spitze bestreiten.
Am Freitag hat sein Nachfolger offiziell übernommen. Politisch gesehen ist der neue Premier, Mark Carney, ein Newcomer. Er hat noch nie für ein Amt kandidiert. Dafür blickt er auf eine jahrzehntelange, erfolgreiche Karriere im Finanzwesen zurück.
Finanzexperte
Er arbeitete u. a. beim weltweit tätigen Investmentbanking-Unternehmen Goldman Sachs – in London, Tokio, New York, Toronto. 2008 wurde er Gouverneur der Kanadischen Nationalbank und ab 2013 leitete er sieben Jahre lang die Bank of England, als erster Nicht-Brite.
Die Liberalen hoffen nun, dass Carney, den sie schon lange in ihren Reihen sehen wollten, mit seinem finanziellen Geschick die großen wirtschaftlichen Herausforderungen im Land meistern kann.
Allen voran: Donald Trumps 25-Prozent-Zölle auf kanadische Importe. Der US-Präsident hat auch mehrmals ernsthaft vorgeschlagen, Kanada solle sich den USA anschließen. Diese Aggressionen Washingtons – wohl in Kombination mit Carneys hartem Auftreten Trump gegenüber – scheinen das Blatt für die Liberalen, jedenfalls was ihre Umfragewerte angeht, wieder zu wenden. Carney hat Stand jetzt gute Chancen, im Amt bleiben zu können. Mit baldigen Neuwahlen ist zu rechnen.
Vorgehalten wird dem Harvard- und Oxfordabsolventen Carney, er sei sie zu weit von der Lebensrealität der Kanadier weg. Und sein Französisch, in Kanada zweite Amtssprache, sei nicht gut genug für den Job.
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