Mangel an Mitteln wird für NGOs zum riesigen Problem

Millionen Menschen sind vor dem Krieg in Syrien auf der Flucht – ihre Versorgung steht an der Kippe.

In seinen Ausführungen über Not und Elend ist das Flüchtlingshochkommissariat der UNO (UNHCR) selten wortreich. Und knapp war daher auch die Meldung, dass die Zahl jener, die vor dem Krieg in Syrien ins Ausland geflohen sind, die 1,5-Millionen-Marke überschritten hat. Das sind offizielle Zahlen. Und in einem Nachsatz des UNHCR-Statements heißt es: „Die Tatsache, dass mehr als eineinhalb Millionen registriert wurden oder auf die Registrierung warten, heißt leider, dass die eigentliche Zahl weit höher ist.“

Im Libanon sind beispielsweise knapp 500.000 Flüchtlinge registriert. Laut Conny Lenneberg von der Organisation World Vision sind es aber tatsächlich rund eine Million. Diese würden absorbiert von den lokalen Kommunen, sagt die Leiterin der Nahost-Einsätze von World Vision. Aber vor allem im politisch ohnehin fragilen Libanon würde diese Anzahl an Flüchtlingen durchaus das Risiko einer Destabilisierung des Landes mit sich bringen.

Es ist aber weniger die drohende Destabilisierung einer ganzen Region vom Irak im Osten Syriens über die Türkei bis in den Libanon, die humanitären Organisationen Kopfzerbrechen bereitet. Es ist in erster Linie der seit Anbeginn der Krise herrschende chronische Mangel an Mitteln bei einer zugleich sprunghaft anwachsenden Zahl an Menschen, die es zu versorgen gilt. Je nach Jahreszeit werden eher Decken oder Wasser benötigt. Saisonal unabhängig sind dagegen Nahrungsmittel, Güter, die die die Grundausstattung zum Überleben bilden, wie Kochtöpfe oder Hygieneartikel und auch psychologische Hilfe – vor allem für Kinder. Der Plan von World Vision ist es jetzt, eigene Projekte in diesen Bereichen im Libanon und Jordanien auszubauen. „Wir kämpfen“, sagt Conny Lenneberg, „wir haben nicht die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit.“

Ob in Jordanien, im Libanon, der Türkei oder dem Irak – die Flüchtlingskrise um den Syrien-Konflikt ist eine, die alle beteiligten Organisationen an den Rand des Kollaps bringt. Laut Conny Lenneberg wurden für eine geplante und medial groß aufbereitete Aktion in der Vergangenheit gerade einmal 40 Prozent des benötigten Spendengeldes eingebracht. Aber nicht anders geht es auch der UNO, deren Aufrufe zur Bereitstellung von Mitteln im Granatendonner verhallen.

Dabei ist das erst der Anfang. Fünf Millionen Menschen wurden innerhalb Syriens vertrieben. Letztlich ist es der Plan von World Vision, auch in Syrien aktiv zu werden. „Syrien wird passieren“, so Conny Lenneberg. „Wir haben die Kapazitäten.“ Was man brauche, sei ein sicherer Raum. Aber Sicherheit ist wohl das rarste Gut in Syrien.

Spenden:World Vision; PSK: 90,890.000; BLZ: 60.000; KW.: Syrien

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