Russland liefert Raketen an Assad

Laut Medienberichten greift Moskau dem syrischen Regime deutlich mehr unter die Arme als bekannt. Russland verstärkt zudem seine Flotte im östlichen Mittelmeer.

Derzeit weilen UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und CIA-Direktor John Brennan in Moskau, um über die Lage in Syrien zu beraten. Just zu diesem Zeitpunkt wurde bekannt, dass die Russen - allen Warnungen zum Trotz - offenbar moderne Raketensysteme an Syrien verkauft haben. Und das in größerem Ausmaß als bisher angenommen: Wie die New York Times aus US-Behördenkreisen erfuhr, soll Syriens Machthaber Baschar al-Assad in den vergangenen Monaten Schiffsabwehrraketen vom Typ "Jachont" erhalten haben.

Dass die Russen Raketen dieses Typs an Syrien verkauft hat, ist an sich nichts Neues. Seit Jahren gehen Lieferungen an das Regime. Neu ist hingegen die Ausstattung des – angeblich - nun verkauften Kriegsgeräts: Die Raketen sollen über hochmoderne Radarsysteme verfügen, die ihre Effektivität deutlich steigern. Damit soll die syrische Marine nun über Waffen verfügen, die eine Seeblockade oder Flugverbotszone undenkbar machen könnte, so US-Experten.

Signalwirkung

Das sei auch ein deutliches Zeichen ans Ausland, meint auch Nick Brown, Chefredakteur der Militärzeitschrift Jane's International Defense Review, in der New York Times. "Das versetzt das Regime in die Lage, ausländische Kräfte abzuschrecken, die die Opposition über das Meer beliefern wollen. Sie ist ein echter Schiff-Killer“, meint der Experte.

Die Raketen sind etwa sieben Meter lang und werden aus Batterien abgefeuert, die aus vier Fahrzeugen bestehen. Laut New York Times haben die Geschosse eine Reichweite von fast 300 Kilometern.

Kriegsschiffe

Russland verstärkt zudem seine Flotte im östlichen Mittelmeer. Wie das zypriotische Fernsehen am Freitagmorgen berichtete, liefen im zypriotischen Hafen von Limassol drei russische Kriegsschiffe ein: ein Zerstörer, ein Tanker und ein Begleitschiff. Ein Offizier der zypriotischen Küstenwache sagte der Nachrichtenagentur dpa, es handle sich um die "Admiral Pantelejew" sowie die "Petschenga" und die "Fotij Krylow".

Die "Admiral Pantelejew" ist ein für die U-Boot-Jagd konzipierter Zerstörer, der auch zwei Hubschrauber trägt. Die Schiffe gehören zur russischen Pazifikflotte und waren Anfang der Woche durch den Suez-Kanal gekommen. Wie lange sie in Limassol bleiben werden, war unklar. Zwei weitere russische Kriegsschiffe der Pazifikflotte bewegten sich nach Informationen aus zypriotischen Militärquellen zwischen Zypern und dem syrischen Hafen Tartus. Dort unterhält Russland einen Marinestützpunkt.

Flugbwehr

Darüber hinaus wollen die Russen Syrien auch mit Flugabwehrraketen beliefern – ein Deal, der bereits vor geraumer Zeit fixiert wurde. Die israelische Regierung befürchtet, dass dadurch die Lage in Syrien und in den Grenzgebieten weiter eskalieren könnte; mit den Raketen könnten israelische Kampfjets und Marschflugkörper abgeschossen werden. Premierminister Benjamin Netanjahu hatte am Dienstag bei einem Blitzbesuch in Russland noch versucht, Präsident Wladimir Putin umzustimmen. Moskaus Außenminister Sergej Lawrow bekräftigte jedoch, sein Land werde die Lieferverträge mit Syrien einhalten.

Assad bemüht sich seit Jahren um den Kauf eines solchen Abwehrsystems - westliche Staaten haben Russland jedoch wiederholt gedrängt, die Lieferung zu unterlassen. Das Abwehrsystem könnte im Fall einer internationalen Intervention in Syrien gegen ausländische Kampfflugzeuge zum Einsatz kommen und die Einrichtung einer Flugverbotszone verhindern.

Bereits 1,5 Millionen Flüchtlinge

Ebenfalls bekannt wurde am Freitag, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Syrien die Grenze von 1,5 Millionen überstiegen hat. Das hat das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) mitgeteilt. "Die Tatsache, dass mehr als eineinhalb Millionen registriert wurden oder auf eine Registrierung warten, heißt leider, dass die eigentliche Zahl weit höher ist", hieß es in einem in Genf veröffentlichten Statement.

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