Manchester: 22 Todesopfer nach Explosion bei Konzert, Polizei geht von Terrorakt aus
Bei einer Explosion in der Konzerthalle Manchester Arena sind nach britischen Polizeiangaben 22 Menschen ums Leben gekommen, mindestens 50 seien verletzt worden. Die Polizei in Manchester behandelt den Vorfall vorerst wie einen Terrorfall. Dies gelte, bis andere Erkenntnisse vorlägen, teilte die Polizei ebenfalls via Twitter mit.
Selbstmordattentäter
Nach US-Informationen hat möglicherweise ein Selbstmordattentäter die Explosion ausgelöst. Das sagten zwei US-Vertreter, die namentlich nicht genannt werden wollen. Dies wurde bisher nicht von den britischen Behörden bestätigt.
Nach Polizeiangaben soll die Explosion gegen 23.30 MESZ am Montagabend im Foyer der Halle geschehen sein. Nach Angaben der Veranstalter hat sich die Explosion nach dem Konzert in Manchester in einem öffentlichen Raum außerhalb der Konzerthalle ereignet.
Die Polizei forderte die Menschen in der Nacht auf Dienstag auf, sich aus der Gegend fernzuhalten. Sie schrieb anfangs von einem "ernsten Vorfall" in der Manchester Arena. Notfalldienste - laut Sky News auch Bombenentschärfer - seien im Einsatz. Laut BBC wurde der Bahnhof Victoria Station gesperrt.
Im Laufe der Nacht sprach die Polizei von einem zweiten verdächtigen Gegenstand in der Nähe der Konzerthalle. Dies stellte sich allerdings als Fehlalarm heraus.
Lauter Knall, kein Rauch
Die Ursache für die Detonation ist noch völlig unklar. Die Spekulationen reichen von schweren Explosionen bis hin zu geplatzten riesigen Gasballons. Mehrere Konzertbesucher in Manchester haben von einem lauten Knall berichtet. Es habe aber keinen Rauch gegeben. "Zuerst dachten wir, dass einer der riesigen Gasballons auf dem Konzert geplatzt sei. Aber als wir draußen waren, sahen wir, dass es etwas Ernsteres gewesen sein muss", zitierte der britische Nachrichtensender Sky News eine Besucherin.
Blutüberströmte Menschen
"Der Knall hallte durch das Foyer der Arena und die Leute fingen an zu laufen", berichtete ein 17-Jähriger, der mit seiner zwei Jahre älteren Schwester das Popkonzert besucht hatte. "Ich sah, wie die Leute schreiend in eine Richtung rannten und sich plötzlich viele umdrehten und wieder in die andere Richtung liefen", sagte der Jugendliche in der Nacht zum Dienstag dem Nachrichtensender Sky News. Andere Augenzeugen berichteten von Menschen, die blutüberströmt auf dem Boden lagen.
Ariana Grande wohlauf
Eine Augenzeugen sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Es gab eine riesige Explosion - man hat sie in der Brust gespürt. Es war chaotisch. Alle rannten und schrien und versuchten nur herauszukommen." In der Arena hatte zuvor ein Konzert der US-Sängerin Ariana Grande stattgefunden. Einem Sprecher zufolge war sie wohlauf.
Europas größte Veranstaltungshalle
Die Manchester Arena ist nach Angaben des Betreibers Europas größte Veranstaltungshalle. Ihre Ränge fassen 21 000 Besucher. Pro Jahr strömen eine Million Fans in das Veranstaltungszentrum unmittelbar neben dem zweiten Hauptbahnhof der Stadt, der Victoria Station.
Die Halle wurde 1995 eröffnet und zunächst für Sportveranstaltungen, später vor allem für Konzerte genutzt. Weltstars des Rock und Pop haben dort gespielt: U2, die Rolling Stones, Madonna, Lady Gaga. Aber auch verschiedene Wettkämpfe der Commonwealth Spiele 2002 wurden dort ausgetragen, die Kurzbahn-Wettbewerbe der Schwimm-WM 2008 und internationale Boxkämpfe etwa von Mike Tyson und David Haye.
Stockholm - 7. April 2017: Ein gekaperter Lastwagen rast in einer Einkaufsstraße erst in eine Menschenmenge und dann in ein Kaufhaus. Fünf Menschen werden getötet, 15 verletzt. Noch am selben Tag nimmt die Polizei einen 39-jährigen Usbeken unter Terrorverdacht fest.
London - 22. März 2017: Ein Attentäter steuert ein Auto absichtlich in Fußgänger auf einer Brücke im Zentrum Londons und ersticht anschließend einen Polizisten. Von den Opfern auf der Brücke erliegen vier ihren Verletzungen. Sicherheitskräfte erschießen den Täter.
Paris - Februar/März 2017: Auf dem Flughafen Orly versucht ein Mann, einer patrouillierenden Soldatin das Gewehr zu entreißen, und wird erschossen. Erst Anfang Februar war nahe dem Louvre-Museum ein Ägypter niedergeschossen worden, der sich mit Macheten auf eine Militärpatrouille gestürzt hatte.
Berlin - Dezember 2016: Kurz vor Weihnachten wird die Hauptstadt zum Ziel eines Terroranschlags. Zwölf Menschen kommen um, als ein Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen gekaperten Lkw in einen Weihnachtsmarkt steuert. Wenige Tage später wird der 24 Jahre alte Tunesier bei einer Polizeikontrolle nahe Mailand erschossen.
Nizza - Juli 2016: Ein Attentäter rast mit einem Lastwagen auf der Strandboulevard in eine Menschenmenge. Mindestens 86 Menschen sterben. Der IS ist nach Angaben seines Verlautbarungsorgans Amak für den Anschlag verantwortlich.
Brüssel - März 2016: Mit mehreren Bomben töten islamistische Attentäter am Flughafen der belgischen Hauptstadt und in einer Metrostation 32 Menschen.
Istanbul - Januar 2016: Ein Selbstmordattentäter des IS zündet im historischen Zentrum mitten in einer deutschen Reisegruppe eine Bombe und reißt zwölf Deutsche mit in den Tod.
Paris - November 2015: Bei einer koordinierten Anschlagsserie am Stade de France, mehreren Restaurants und dem Musikklub „Bataclan“ töten IS-Anhänger 130 Menschen, Hunderte werden verletzt.
Kopenhagen - Februar 2015: Ein arabischstämmiger 22-Jähriger feuert auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor ihn Polizeikugeln tödlich treffen.
Paris - Januar 2015: Bei einem Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ und einen koscheren Supermarkt sterben 17 Menschen. Die beiden Täter kommen später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida.
Brüssel - Mai 2014: Im Jüdischen Museum erschießt ein französischer Islamist vier Menschen. Kurz darauf wird er festgenommen. Als selbst ernannter „Gotteskrieger“ hatte er zuvor in Syrien gekämpft.
London - Juli 2005: Vier Muslime mit britischem Pass zünden in der U-Bahn und einem Bus Sprengsätze. 56 Menschen sterben, etwa 700 werden verletzt.
Madrid - März 2004: Bei islamistisch motivierten Bombenanschlägen auf Pendlerzüge sterben in der spanischen Hauptstadt 191 Menschen, rund 1500 werden verletzt.
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