David Fernández Vagas ist Kutscher. Er steht mit seinem Pferd in der Nähe der Kathedrale von Palma und wartet auf Kundschaft. Aber es kommt niemand. Um die drei Pferde durchzufüttern hat er das eigene Essen reduziert, erzählt er. „Meine Pferde sind Teil meiner Familie.“
Auch im Souvenirgeschäft gegenüber dem Rathaus läuft die Saison schwach an. „Wir haben Angst, denn die Belegschaft wurde mehr als halbiert“, erzählt Isabel Estraña, vor ihr steht ein Körbchen mit „Covid-Schlüsseln“. Ein neues Werkzeug, mit dem man etwa die Knöpfe im Lift bedienen kann, ohne sie selbst anzufassen. Sie ist besorgt: „Ich sehe, dass es viele Familiengeschäfte, die ich mein Leben lang kannte, nun nicht mehr gibt. Ich denke, dass es jedem sehr schlecht geht momentan.“
Zur Segway-Tour durch Palma haben sich an diesem Nachmittag lediglich zwei Paare angemeldet. Thais Martín, die Geschäftsführerin des kleinen Unternehmens, hat staatliche Hilfen beantragt, von denen bisher aber noch nichts angekommen sei. „Große Unternehmen haben ein Auffangnetz, das sie über Jahre aufgebaut haben. Wir arbeiten von Tag zu Tag.“
Die Mallorquiner befinden sich in einer schwierigen Situation. Sie sind einerseits abhängig vom Tourismus, andererseits verteufeln sie den Exzess, den viele Gäste mit auf die Insel bringen. „Wir wollen einen besseren Tourismus, aber im Moment ist jeder Tourist interessant, weil wir überleben wollen. Wenn Hunger herrscht, schmeckt jedes Essen“, sagt Toni Basmani, der Fahrräder verleiht und Touren anbietet.
Er wirkt frustriert. Viele Bekannte seien depressiv. Es fehle überall an Geld und auch er selbst hätte es ohne Kredite und Erspartes nicht über das Jahr geschafft. Er rechnet damit, erst ab 2024 wieder Gewinn zu machen.
Bis dahin will die lokale Regierung tatsächlich etwas am Tourismus ändern. Bereits für letztes Jahr geplant und nun kurz vor der Umsetzung steht ein Gesetz, das den Alkoholverkauf auf der Insel reguliert. All-inclusive-Angebote dürfen kostenlosen Alkoholausschank nur noch beim Mittag- und Abendessen beinhalten. Man hofft, dass die neue Regelung mithilft, den Tourismus mit der Pandemie in Einklang zu bringen, und mehr Sicherheit für Besucher und Einheimische zu schaffen.
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