Malala bleibt auf Todesliste der Taliban
Malala Yousafzai saß im Schulbus auf dem Weg nach Hause, als mehrere bärtige, schwer bewaffnete Männer den Bus anhielten. Wer von ihnen Malala sei?, herrschten sie die verängstigten Kinder an. Die zeigten auf das 14-jährige Mädchen auf den hinteren Sitzreihen. Noch während die Schülerin den Kopf schüttelte, drückten zwei radikal-islamische Kämpfer ab. Schossen dem Mädchen in Stirn und Nacken und verletzten auch die beiden daneben sitzenden Mädchen schwer.
Keine zwei Stunden später brüstete sich ein Taliban-Sprecher offiziell des Mordanschlages auf das Mädchen. "Sie war jung, aber sie ist ein Symbol der westlichen Kultur geworden. Sie propagiert den Säkularismus", begründeten die Taliban ihr Attentat. Sollte die Schülerin überleben, drohten sie weiter, werde man nochmals versuchen, sie zu töten.
Schwer verletzt liegt Malala Yousafzai derzeit in einem Krankenhaus im pakistanischen Peshawar, die Kugel wurde erfolgreich aus ihrem Kopf entfernt. Ihre Überlebenschancen stehen gut, haben Ärzte bestätigt. Aus dem ganzen Land treffen Mitleids- und Genesungswünsche für das Mädchen ein, selbst Regierung und Militärführung reagierten geschockt.
Heimliches Tagebuch
Malala ist in Pakistan keine Unbekannte: Seit Jahren tritt die Tochter eines Schuldirektors öffentlich, in Blogs, Interviews und Videos dafür ein, dass Mädchen in Pakistan die Schule besuchen dürfen. Sie selbst hatte als Neunjährige die Erfahrung machen müssen, von einem Tag auf den anderen nicht mehr in die Schule zu können: Radikale Taliban hatten das Swat-Tal erobert, Gegner an Straßenlaternen aufgehängt, alle Mädchenschulen geschlossen und über eine Million Menschen in die Flucht getrieben.
Damals berichtete das Mädchen heimlich und anonym in einer Art Tagebuch für die BBC von ihrem Leben unter den Taliban: Von ihrer Todesangst, Schulbücher unter ihren Kleidern zu verstecken und vor den ständigen Sorge, von den Taliban Säure ins Gesicht geschüttet zu bekommen. Denn Bildung für Mädchen, das ist aus der Sicht der Taliban geradezu Gotteslästerung.
Als die fanatischen Kämpfer 2009 vom pakistanischen Militär wieder aus dem Swat-Tal vertrieben wurden, ging Malala an die Öffentlichkeit. Unermüdlich setzte sie sich für das Recht der Mädchen auf Bildung ein, erntete Preise und Auszeichnungen und trotzte tapfer den zunehmenden Drohungen aus der Ecke der Taliban. In den sozialen Netzwerken Pakistans brach am Mittwoch ein Sturm der Entrüstung über das Attentat los. "Ja, liebe Brüder, seid ECHTE MÄNNER, tötet ein Schulmädchen", lautete einer der bitteren Kommentare auf Twitter. Doch die Taliban ließen wissen: Malala Yousafzais Einsatz für Mädchenschulen sei "obszön".
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