Machtkampf: Britische Regierung total zerstritten

Machtkampf: Britische Regierung total zerstritten
In der britischen Regierung geht es offenbar drunter und drüber. Auch die Verlobte von Premier Boris Johnson spielt eine Rolle.


Nach dem Rücktritt des Kommunikationschefs von Großbritanniens Premierminister Boris Johnson ist laut Medienberichten ein heftiger Streit in der britischen Regierung entbrannt. Spekuliert wird über einen Machtkampf zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Führungsebene. Prominente Brexiteers könnten das Handtuch werfen.


Kommunikationschef Lee Cain teilte am Mittwochabend ohne Angabe von Gründen mit, er werde seinen Posten Ende des Jahres verlassen. Cain ist ein enger Vertrauter des Johnson-Beraters Dominic Cummings. Beide sind Weggefährten des konservativen Politikers aus dem Wahlkampf um das Brexit-Referendum im Jahr 2016, bei dem die Briten knapp für einen Austritt aus der EU gestimmt hatten.

Machtkampf: Britische Regierung total zerstritten

Cummings und Cains


Cummings gilt inzwischen als Strippenzieher im Regierungssitz Downing Street, ist aber umstritten. Er soll über den Abgang Cains laut dem TimesRadio-Journalisten Tom Newton Dunn „sehr unglücklich“ sein und zeitweise selbst seinen Rücktritt erwogen haben.


Noch vor kurzem hatte die Times berichtet, Cain solle zum Stabschef befördert werden. Doch das stieß dem Vernehmen nach auf Unmut bei Ministern, Beratern und Abgeordneten. Widerstand sei auch von Johnsons Verlobter Carrie Symonds gekommen, twitterte die BBC-Journalistin Laura Kuenssberg unter Berufung auf ungenannte Insider-Quellen. Symonds ist PR-Beraterin. Und selbst ein Rücktritt des Brexit-Unterhändlers David Frost, der zum Cain-Lager gezählt wird, sei nicht ausgeschlossen, so die BBC-Reporterin.

Als Huhn verkleidet

Dem Guardian zufolge wurde der ehemalige Journalist Cain erstmals im Wahlkampf 2010 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Für das linke Boulevardblatt Daily Mirror folgte er als Huhn verkleidet konservativen Politikern bei Wahlkampfauftritten und machte sich über sie lustig. Später wechselte er zur Brexit-Kampagne „Vote Leave“.


„Es war ein Privileg, die letzten drei Jahre als Berater für Herrn Johnson zu arbeiten und Teil des Teams zu sein, das ihm geholfen hat, die Führung der Tory-Partei zu gewinnen und die größte konservative Mehrheit in drei Jahrzehnten zu sichern“, erklärte Cain am Mittwoch. Zudem sei es ihm eine Ehre gewesen, dass ihm der Posten des Stabschefs angetragen worden sei. Johnson dankte Cain für seine Dienste und nannte ihn einen „wahren Verbündeten und Freund“.


Nach Information des Senders soll der derzeitige Chefsprecher der Regierung, James Slack, in der Rolle des Kommunikationschefs auf Cain folgen.

Kritik der Opposition

Oppositionschef Keir Starmer kritisierte die Regierung. „Ich denke, Millionen von Leuten wachen heute Morgen auf, kratzen sich am Kopf und fragen: Was um aller Welt ist los?“, sagte der Chef der Labour-Partei Donnerstag dem Sender LBC. „Wir sind mitten in einer Pandemie, wir sorgen uns alle um unsere Gesundheit und unsere Familien - und dieser Haufen zankt sich hinter der Tür von Downing Street 10“.

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